Zum Inhalt springen

IPS Arabische Staaten 2024 „Näher kann man der deutschen Politik nicht kommen“

Während des Internationalen Parlaments-Stipendiums lernt man den Deutschen Bundestag von innen und die parlamentarische Demokratie in all ihren Facetten kennen. Yaqoob aus Bahrain und Miral aus Ägypten haben uns berichtet, was sie bisher beim IPS-Programm Arabische Staaten erlebt haben und was sie sich von dem Stipendium erhoffen.

Eine junge Frau mit langen braunen Haaren sitzt an einem Tisch und lächelt in die Kamera. Sie hält einen Stift in der Hand und trägt einen dunklen Blazer.

© privat

Wie bist du auf das Internationale Parlaments-Stipendium Arabische Staaten aufmerksam geworden?

Ich arbeite in Ägypten für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und habe von meinen Vorgesetzten vom Internationalen Parlaments-Stipendium des Deutschen Bundestages erfahren. Man bekommt nicht jeden Tag die Chance, an Plenar- oder Ausschusssitzungen teilzunehmen, sich mit Abgeordneten auszutauschen und ein Netzwerk mit vielen anderen Stipendiatinnen und Stipendiaten aus dem arabischen Raum aufzubauen. Von daher war mir schnell klar, dass ich mich auf jeden Fall bewerben muss. Außerdem will ich sowohl die deutsche Politik und Entscheidungsfindung als auch den Parlamentarismus besser verstehen. Denn meine tägliche Arbeit für die GIZ, die dem Bundesministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit unterstellt ist, wird unter anderem auch durch Entscheidungen in Deutschland beeinflusst. Und wie diese zustande kommen, das will ich jetzt hier in Berlin nachvollziehen können.

Wie findest du das Stipendium bisher?

Ich war vorher noch nie in Berlin und bin beeindruckt von der Diversität, die man auf den Straßen sieht. Auch, dass wir offen unsere eigene Meinung äußern können, nichts beschönigen oder uns selbst zensieren müssen, auch im diplomatischen oder politischen Austausch, beeindruckt mich. Besonders, was die aktuelle Situation in Gaza betrifft, bin ich dankbar, dass man uns Stipendiatinnen und Stipendiaten aufrichtig zuhört und bei unserem Besuch im Auswärtigen Amt unsere Sicht auf die Dinge auch gewünscht war. In den nächsten Wochen freue ich mich auch auf das Praktikum bei einer Abgeordneten des Deutschen Bundestages. Denn näher kann man der deutschen Politik wirklich nicht kommen!

Was hast du schon Neues gelernt?

Die Methoden, Modelle und Theorien, die in Workshops zu „Konfliktvermittlung und Mediation“ vermittelt wurden, waren lehrreich. Zwar waren nicht alle Konzepte neu, aber wir haben nicht nur theoretisches Wissen erlangt, sondern die Kombination aus Theorie und Praxis hat uns eine tiefere Auseinandersetzung ermöglicht. Diese Inhalte kann man nicht nur im politischen Kontext, sondern auch gesellschaftlich anwenden und lösungsorientierter arbeiten. Diese Erfahrung hat mir etwas Neues beigebracht und meine Fähigkeiten in der Konfliktbewältigung erheblich erweitert.


Ein junger Mann in weißem Hemd und gelber Krawatte lehnt an einem Geländer, er lächelt in die Kamera. Im Hintergrund das Parlamentsgebäude des Deutschen Bundestages.

© privat

Wie bist du auf das Internationale Parlaments-Stipendium Arabische Staaten aufmerksam geworden?

Auf Instagram, genauer über das Profil der Deutschen Botschaft in Bahrain, habe ich vom Internationalen Parlaments-Stipendium des Deutschen Bundestages erfahren. Als Ingenieur – ich habe Energie- und Prozesstechnik an der Technischen Universität Berlin studiert – bin ich sehr interessiert an erneuerbaren Energien. In der Teilnahme am IPS-Programm habe ich die Chance gesehen, die politische Ebene der Energiewirtschaft kennenzulernen und mich hier vor Ort für Energienetzwerke mit der Golfregion stark zu machen. Und nun bin ich als Stipendiat das erste Mal seit 2021 wieder in Berlin und genieße die Zeit sehr. 

Begonnen hat das Stipendium Anfang September. Was hast du bisher schon alles gelernt?

Ich finde alle Programmpunkte bisher sehr informativ und auch der Zusammenhalt in unserer Gruppe ist super. Von einem Workshop zu Konflikt und Koexistenz habe ich viel mitgenommen, und auch das interkulturelle Training hat uns als Gruppe voran gebracht. Besonders weil es für manche Stipendiatinnen und Stipendiaten das erste Mal ist, dass sie in Deutschland sind. Jedoch merke ich jetzt schon, dass bei nur einem Monat Stipendium auch alles straff getaktet ist und die Einblicke, die wir erhalten, durch den zeitlichen Faktor begrenzt sind. Wenn es möglich wäre, dann würde ich noch ein paar Monate Stipendium dranhängen. 

Und was erhoffst du dir, was nach dem Stipendium bleibt?

Persönlich hoffe ich, dass sich aus dem Stipendium ein diplomatisches Netzwerk aufbaut, eines von dem Bahrain und Deutschland, aber auch alle anderen vertretenen arabischen Staaten profitieren. Besonders im Bereich erneuerbare Energien hoffe ich auf einen Schritt in die richtige Richtung, denn bisher beschränken sich die energiewirtschaftlichen Beziehungen Deutschlands sehr auf Nordafrika und nicht so sehr auf die Golfregion. Dies zu verbessern, darin sehe ich auch meine persönliche Aufgabe hier in Berlin als Stipendiat aus Bahrain.


Mehr zum Thema