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Jugendmedienworkshop 2024 Kritisch nachfragen und Verantwortung übernehmen

Naomi Webster-Grundl und Jasmin Nimmrich

Wie steht es um unser Grundgesetz? Ist es fit für die Zukunft? Mit diesen und anderen Fragen beschäftigen sich 25 Nachwuchsjournalistinnen und -journalisten im Rahmen des Jugendmedienworkshops und lernen dabei den medialen und politisch-parlamentarischen Alltag im Bundestag kennen.

Blick in einen Ausschusssaal im Deutschen Bundestag. An dem abgerundeten Tisch sitzen junge Menschen, die zuhören.

Der mittlerweile 19. Jugendmedienworkshop der Jugendpresse Deutschland und der Bundeszentrale für politische Bildung startet wieder im Deutschen Bundestag. © Mihanta Friedrich / Jugendpresse Deutschland

Bereits zum 19. Mal findet der Jugendmedienworkshop im Deutschen Bundestag statt. Gemeinsam mit den Kooperationspartnern Jugendpresse Deutschland e.V. und der Bundeszentrale für politische Bildung lädt der Bundestag 25 politik- und medieninteressierte Jugendliche zwischen 16 und 20 Jahren zu einem einwöchigen Workshop nach Berlin ein. 

Sie erwartet ein volles Programm: Treffen mit den Bundestagsvizepräsidentinnen Yvonne Magwas (CDU/CSU) und Petra Pau (Die Linke), Gespräche mit Abgeordneten, Workshops zum medialen und politisch-parlamentarischen Alltag in der Bundeshauptstadt und Besuch einer Plenarsitzung.

Unabhängige und kritische Berichterstattung wichtiger denn je

Das übergeordnete Thema des diesjährigen Jugendmedienworkshops lautet „75 Jahre Grundgesetz – 75 Jahre Deutscher Bundestag – aktuelle Debatten zur Demokratie“. Bei der Begrüßung der Teilnehmenden durch den Staatssekretär und Direktor der Bundestagsverwaltung, Dr. Michael Schäfer, betont dieser, unter welch großem Druck die Demokratie aktuell stehe. Deswegen sei eine unabhängige und kritische Berichterstattung so wichtig wie nie zuvor. Noch dazu habe sich der politische Diskurs durch Online-Nachrichten und Social Media derart beschleunigt, dass die Verantwortung der Medien als „vierte Gewalt“ im Staat noch schwerer wiege. „Hinterfragen Sie Quellen stets kritisch und schrecken Sie nicht aus falschem Respekt zurück, Nachfragen zu stellen“, fordert er die anwesenden Nachwuchsjournalistinnen und -journalisten auf.

Auch Thomas Krüger von der Bundeszentrale für politische Bildung und Melanie Schönberger von der Jugendpresse freuen sich, die Jugendlichen im Bundestag zu begrüßen und sie bei der Umsetzung ihrer journalistischen Ziele, die sie sich für diese Woche vorgenommen haben, zu unterstützen. Laut Schönberger sollen die Teilnehmenden vor allem zuhören, kritisch nachfragen und Spaß haben.

Die jungen Leute haben unterschiedliche Themen mitgebracht, mit denen sie sich diese Woche auseinandersetzen wollen, haben teilweise auch schon Interviews und Hintergrundgespräche mit Abgeordneten vereinbart und nutzen die Chance, direkt im Bundestag recherchieren zu können. Ob sie ihr Thema als Textbeitrag, Video, Audioformat oder Social-Media-Post aufbereiten wollen, steht ihnen dabei völlig frei.

Wo, wenn nicht hier? 

Vier junge Menschen arbeiten zusammen und schauen sich ein Plakat an, eine Person, weiblich in weißer Bluse mit kurzen braunen Haaren, lächelt in die Kamera.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Jugendmedienworkshops haben in der Projektwoche Zeit, eigene Beiträge allein oder im Team zu realisieren. Ob als Text, Video oder Podcast bleibt dabei ganz ihnen überlassen.  © Mihanta Friedrich / Jugendpresse Deutschland

So plant David eine Videodokumentation zur Frage, ob Jugendliche ein Recht auf Mobilität und Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr haben. Dieses Thema kommt nicht von ungefähr: „Ich komme aus einer kleinen Ortschaft in Niedersachsen und da scheitert die Teilhabe oft am öffentlichen Nahverkehr. Wenn jemand zum Beispiel in die Bibliothek will, muss man in die nächstgrößere Stadt, aber am Wochenende fährt kein Bus“, so David. Für seinen Beitrag sind bereits Gespräche mit zwei Mitgliedern des Verkehrsausschusses des Deutschen Bundestages geplant. Im Anschluss an die Programmwoche in Berlin werden die Beiträge unter anderem auf politikorange.de, dem offenen Jugendmedienprojekt der Jugendpresse Deutschland, veröffentlicht. David weiß: Das Ganze innerhalb einer Woche und in Zusammenarbeit mit einem anderen Teilnehmer zu realisieren, ist ein ambitioniertes Vorhaben. Doch: „Wo, wenn nicht hier, kann ich sonst diese Fragen aufwerfen und behandeln, die für uns junge Menschen auf dem Land so wichtig sind?”

Auch für Vincent ist der Veranstaltungsort das Besondere am Jugendmedienworkshop. „Dass der Bundestag seine Türen für junge Menschen öffnet, ist enorm wichtig für die Partizipation und das Verständnis, was hinter den Kulissen vor sich geht“, so Vincent. Bis zum Ende der Projektwoche plant auch er, ein Video zu produzieren. Darin soll es um den Stand und die Zukunft der Erinnerungskultur in Deutschland gehen. Vor welchen Herausforderungen stehen Gedenkstätten und wie wird diesen begegnet? Wie kann Erinnerung bewahrt und modernisiert werden? Diese und weitere Fragen möchte Vincent in seinem Video beantworten. Und wie er die Antworten gut rüberbringen kann, das erhofft er sich, in den kommenden Tagen zu lernen. Die Vorfreude darauf ist ziemlich groß.