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E-Sport Zocker-Vereine fördern

Alle Fraktionen sind sich einig, dass für organisierte Computerspieler mehr getan werden muss. Wie und warum die Abgeordneten E-Sports fördern wollen.

Computerspieler

Massenphänomen E-Sport: Eines der weltweit größten Events, die Dreamhack, hat auch einen Ableger in Leipzig © dpa

Ist das Sport?

Was ist eigentlich Sport? Oder gar Leistungssport? Äh, ja, das ist, wenn man sich körperlich anstrengen muss und der Schweiß in Strömen fließt – und am Ende hat einer gewonnen, oder? Trifft auf E-Sport nur bedingt zu. E-Sport ist, vereinfacht ausgedrückt, professionelles Zocken am Computer oder an der Konsole. Es ist bei Zuschauern immer beliebter, es gibt Preisgelder in siebenstelliger Höhe. Die Grünen im Bundestag wollen nun die Entwicklung des E-Sport fördern – und bekamen dabei am 8. November im Plenum nur Beifall. Wir erklären, warum.

Der Antrag

Die Grünen fordern die Bundesregierung in ihrem Antrag unter anderem auf, die ehrenamtliche Arbeit in Vereinen mit eSport-Angebot anzuerkennen, den E-Sport als gemeinnützig anzuerkennen und mit dem traditionellen Sport gleichzustellen.

Gemeinnützig ist etwas dann, wenn es dazu geeignet ist, "die Allgemeinheit auf materiellem, geistigem oder sittlichem Gebiet selbstlos zu fördern", so steht es in der sogenannten Abgabenordnung. Die besagt dann auch, dass etwa ein gemeinnütziger Verein auf ein paar Vorteile hoffen darf, er muss zum Beispiel weniger Steuern zahlen. Die Grünen wollen Deutschland außerdem zu einem attraktiven Ausrichterland für E-Sport-Veranstaltungen machen.

Grüne: E-Sport begeistert Millionen

Die Uhrzeit, zu der die Abgeordneten den Antrag im Bundestag besprachen, passte zumindest schon mal zu allen Computerzocker-Klischees: Es war kurz vor eins in der Nacht. Monika Lazar (Bündnis 90/Die Grünen) betonte, E-Sport sei ein weltweites Phänomen, das mittlerweile Millionen von Menschen begeistere. In ihrem Wahlkreis Leipzig, erzählte sie, gebe es den bisher einzigen E-Sport-Verein, der gemeinnützig ist.

Das sollte sich ändern, findet sie und erklärt auch, warum: Menschen mit und ohne Behinderung können hier vergleichsweise einfach an den Wettkämpfen teilnehmen, internationale Grenzen spielen dank dem Internet keine Rolle, und klassische Sportvereine können durch E-Sport neue Mitglieder gewinnen.

Union: Millionen für die Games-Industrie

Bei Johannes Steiniger (CDU/CSU) rannte Lazar damit offene Türen ein. Kein Wunder: E-Sport kommt auch im Koalitionsvertrag vor. Wieso? "Die Games-Industrie ist für uns als Koalition beziehungsweise als Regierung wichtig", erklärte der Abgeordnete, der verkündete, dass im kommenden Haushaltsplan 50 Millionen Euro für die Förderung der besagten Industrie vorgesehen sind. Steiniger erzählte, dass E-Sport "ein Megatrend in unserer Gesellschaft ist" und dass "zehntausende von jungen Menschen die Turniere besuchen".

AfD: Zustimmung und Kritik

Joana Cotar (AfD) war ebenfalls angetan. In über 60 Ländern werde E-Sport von etablierten Verbänden des organisierten Sports anerkannt und teilweise vom Staat gefördert, erklärte sie. USA, China, Russland und Großbritannien seien prominente Beispiele dafür. So etwas kann sie sich auch für Deutschland vorstellen. Cotar äußerte jedoch auch Kritik am Antrag der Grünen, speziell zu den Details zu mehr Geschlechtergerechtigkeit, diese seien "unsinnig".

Zur Erläuterung: Die Grünen möchten den organisierten E-Sport in die Pflicht nehmen, "um die bestehenden Defizite bei der Geschlechtergerechtigkeit im eSport zu bekämpfen und um Konzepte gegen Sexismus, Hate Speech und sexualisierte Gewalt im eSport zu entwickeln und entsprechende Bemühungen durch die Politik zu unterstützen."

SPD: Jugendliche nicht verlieren

Detlev Pilger (SPD) wiederholte vieles von dem, was seine Vorredner schon gesagt hatten, meinte aber E-Sport werde auch weiter stetig wachsen, ob nun durch Vereine betreut oder eben nicht. Umgekehrt bräuchten eher die Vereine den E-Sport, "damit junge Gamer innerhalb fester Strukturen" von verantwortungsbewussten Vereinsmitgliedern begleitet werden. Damit könne man zumindest dafür sorgen, "den Kontakt zu diesen Kindern und Jugendlichen nicht ganz zu verlieren".

Linke: Kritik am Sportbund

Auch Dr. Petra Sitte (Die Linke) war voll des Lobes für den E-Sport. Sie kritisierte den Deutschen Olympischen Sportbund dafür, dass er sich mit der Anerkennung der Zockerei als Sport so schwertut. Dafür ist nämlich besagter Sportbund zuständig und nicht die Bundesregierung. Diese allerdings könne ein Machtwort sprechen, wenn es darum geht, den E-Sport bundeseinheitlich als gemeinnützig anzuerkennen.

Ihr wollt genau wissen, was die Abgeordneten zum E-Sport sonst noch zu sagen hatten? Dann schaut euch hier die Debatte im Parlamentsfernsehen an.

(DBT/ah)

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