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CDU-Abgeordneter "Unsere Verfassung akzeptieren"

Christiane Kreder

Im Bundestag wurde kürzlich über die Ausbildung von Imamen diskutiert. Christiane hat mit Christoph de Vries (CDU) gesprochen, der für einen "deutschen Islam" plädiert und sagt, wo der Staat mehr Druck machen sollte.

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Christoph de Vries meint, die liberalen Muslime brauchten mehr Unterstützung. © PR

Herr de Vries, Sie haben kürzlich im Bundestag gesagt, Sie wünschen sich einen "deutschen" Islam. Was erleben Sie denn stattdessen?

Wir sprechen ja oft mit Vertretern von muslimischen Verbänden. Da haben wir es häufig mit Gesprächspartnern zu tun, die einem sehr reaktionären, also rückwärtsgewandten, Islam anhängen. Wir bezeichnen das als "politischen Islam", weil sich dahinter eine Ideologie verbirgt: Unsere staatlichen Gesetze und unsere freiheitliche Lebensart soll unterhöhlt und der Einfluss ausländischer Regierungen gesichert werden.

Und was bedeutet für Sie "deutscher Islam"?

Meine Wunschvorstellung ist es, dass wir einen Islam haben, bei dem Menschen ihren Glauben leben, aber auch die Werte unserer Verfassung akzeptieren und andere Religionen respektieren. Dieser Islam sollte unabhängig von ausländischen Regierungen sein.

Im Bundestag wurde kürzlich über die Ausbildung von Imamen diskutiert, Anlass war ein Antrag der Grünen. Welche Rolle spielt das auf dem Weg zu diesem Ziel?

Es ist wichtig, dass wir hier Imame haben, die mit ihrer Religion in Deutschland zu Hause sind – auch gedanklich. Das Problem ist aber, dass derzeit viele Imame aus dem Ausland geschickt werden, die kein Deutsch können, die unsere Art zu leben nicht kennen. Und die ihren Auftrag vielleicht auch darin sehen, Gläubige für die Politik in ihrem Heimatland zu gewinnen. Das müssen wir unterbinden.

Rund um die Imam-Ausbildung sind immer wieder Institute für Islamische Theologie im Gespräch. Warum?

Die Institute sind gesellschaftlich unglaublich wichtig, weil sie eine Generation von Imamen ausbilden, die Deutschland im Ganzen akzeptiert und den Glauben auf dieser Grundlage vermittelt. Was man davon trennen muss, ist die spezifische Ausbildung im Nachhinein, die müssen Moscheegemeinden oder Verbände selbst übernehmen, so wie wir in der katholischen und evangelischen Kirche Priesterseminare haben. Das ist ureigene Angelegenheit der Religionsgemeinschaften. Deshalb wollen viele Gemeinschaften auch nicht, dass wir als deutscher Staat uns da so stark engagieren. Und das kann ich ehrlich gesagt auch verstehen.

Welche Probleme sehen Sie dabei?

Ein Grundproblem ist, dass wir häufig versuchen, die Kirchen und den Islam gleichzusetzen – und das können wir nicht. Es gibt nicht "den Islam", damit fängt es schon mal an. Und im islamischen Glauben wird für einen Imam nicht so eine akademische Ausbildung vorausgesetzt, wie wir das aus den Kirchen kennen.

Warum stellen bisher viele Moscheegemeinden Imame aus dem Ausland ein?

Ich halte das Argument, dass man Imame nicht selbst finanzieren kann oder dass es keine ausgebildeten deutschen Imame gibt, für vorgeschoben. Wir haben ja zum Beispiel den "Verband Islamischer Kulturzentren". Dort werden seit Langem eigene Imame ausgebildet und selbst finanziert. Vielleicht muss man da auch den Druck erhöhen, damit die Bereitschaft steigt, sich auf so ein Modell einzulassen. Das ist aber vor allem eine Herausforderung, die Islamverbände selbst angehen müssen.

Wie könnte der Staat die "Unabhängigkeit" von Imamen sicherstellen?

Imame aus Drittstaaten haben per se keinen Anspruch auf einen Aufenthaltstitel in Deutschland. Bei türkischen Imamen gibt es zum Beispiel das sogenannte Diyanet-Verfahren, bei dem türkische Imame vereinfacht den Aufenthaltstitel und das Visum erteilt bekommen. Das ist ein einfacher Verwaltungsakt, den man sofort beenden und die Einreise damit verweigern könnte. In der Vergangenheit gab es Vorfälle von Kriegsverherrlichung, Hetze gegen Christen und Juden und Spionage für den türkischen Staat durch Imame. Wenn sich so etwas verdichtet, gibt es gute Gründe, ihren Aufenthalt in Deutschland zu stoppen.

Was sind nächste Schritte bei der Imam-Ausbildung und damit verbunden der Integration von Muslimen?

Ich würde das Thema gerne ausweiten und nicht nur bei der Imam-Ausbildung bleiben. Wir haben grundsätzliche Fragen: Wie schaffen wir es, dass Menschen mit unterschiedlichem Glauben friedvoll miteinander leben und der gesellschaftliche Zusammenhalt gewahrt bleibt? Und deshalb müssen wir dazu kommen, dass wir uns nicht immer auf die Verbände fokussieren, die ungefähr 20 Prozent der Muslime in Deutschland vertreten, sondern auf den Großteil der liberalen Muslime, die hier gut integriert leben, die aber eben nicht in diesen Verbänden organisiert sind. Diese brauchen eine stärkere Stimme und dafür auch mehr Unterstützung durch den deutschen Staat.

Über Christoph de Vries:

Christoph de Vries, 44, ist gebürtiger Hamburger und das bis heute mit Leib und Seele. Hier hat er nach der Schule Soziologie studiert, hier ist heute sein Wahlkreis. Politisch wie privat ist ihm die Familie wichtig, er ist verheiratet und hat drei Kinder. Im Bundestag sitzt de Vries im Ausschuss für Inneres und Heimat.

Christiane Kreder

Mitmischen-Autorin

Christiane Kreder

studiert Politik

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