Statistik für Entscheider Mit Zahlen Politik machen
Nicht nur in der Corona-Krise stützen Abgeordnete des Bundestages ihre Entscheidungen oft auf Statistiken. Zuverlässige Zahlen liefert ihnen das Statistische Bundesamt - eine perfekte Quelle auch für Schüler und Studenten.
Fragen über Fragen
Wie viele Intensivbetten gibt es in deutschen Krankenhäusern? Wie stehen wir damit im internationalen Vergleich da? Wie viele Pflegekräfte arbeiten hierzulande? Wie viele fehlen?
All das sind Fragen, die Abgeordnete des Parlaments in der aktuellen Corona-Krise umtreiben. Antworten darauf liefern ihnen Bettina Mertel und ihre Kollegen. Die Soziologin leitet das Servicebüro für Statistik im Deutschen Bundestag in Berlin. Das Büro findet sich im Raum 4.334 des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses, eines Gebäudes des Parlaments. Die Zahlen-Experten dort können auf eine schier unbegrenzte Menge an Zahlen und Tabellen zurückgreifen, gesammelt und zusammengestellt vom Statistischen Bundesamt.
"Im Moment erreichen uns viele Anfragen, die mit der Corona-Pandemie zusammenhängen", berichtet Mertel im mitmischen-Interview. Im Durchschnitt sind das vier bis fünf Anfragen pro Arbeitstag, manchmal gehe es auch um ganze Datenpakete, um die sie gebeten würde.
Wem kann man trauen?
Ob Löhne, Mieten oder Lebenserwartung – das Statistische Bundesamt liefert vertrauenswürdige Zahlen aus verschiedenen Lebensbereichen, die nicht nur im Kontext der Corona-Krise interessant sind.
"Unsere wichtigsten Datenquellen sind natürlich unsere eigenen, wir recherchieren aber auch in den Datenbanken amtlicher Datenhalter in Europa und weltweit", sagt Mertel, "sofern wir wissen, welche andere vertrauenswürdige Stelle über die entsprechenden Daten verfügt, zum Beispiel die Bundesagentur für Arbeit oder das Robert-Koch-Institut, dann bitten wir die Abgeordneten, dort direkt nachzufragen."
Sicher, es gibt jede Menge anderer Zahlen-Quellen. Warum man allerdings nicht allen ungeprüft trauen sollte, erklärt Statistik-Professor Walter Krämer im mitmischen-Interview.
Von Smartphones bis E-Rollern
Das Statistische Bundesamt mit Hauptsitz in Wiesbaden erstellt insgesamt 378 Statistiken. Antworten wissen die Zahlen-Fachleute zum Beispiel auf folgende Fragen: Wie viele Unfälle mit E-Rollern gab es schon? Wie viele Smartphones gibt es in Deutschland? Wie viele Jugendliche rauchen? Und wie viele müssen wegen akuten Alkoholmissbrauchs in einem Krankenhaus behandelt werden?
Fast die Hälfte aller Statistiken beschäftigt sich mit den Themen Wirtschaft, Unternehmen und Arbeitsmarkt. Knapp ein Viertel sind Sozialstatistiken. Dazu zählen auch die Themen Bildung und Gesundheit. 14 Prozent der Statistiken sind Finanzstatistiken. Dort ermitteln die Wiesbadener Experten Zahlen zu Staatshaushalt und Steuern sowie zum Personal des öffentlichen Dienstes. Die restlichen Statistiken betreffen die Themen Bevölkerung und Umwelt.
Neutral und unabhängig
Das Statistische Bundesamt ist – wie der Name schon sagt – eine Bundesbehörde. Sie ist dem Bundeministerium des Innern, für Bau und Heimat zugeordnet. Die Statistiken, die von den Zahlen-Experten aus Wiesbaden kommen, basieren auf gesetzlichen Grundlagen. Es gibt also genaue Vorgaben dafür. Und: Alle Daten sind neutral und unabhängig.
Die 2.368 Beschäftigten werten Informationen aus Umfragen aus, aber auch aus Verwaltungsregistern sowie digitalen Datenquellen wie Mobilfunk-Daten und stellen daraus umfassende Reihen, Kurven- oder Säulendiagramme zusammen.
Gute Recherche-Quelle
Die Abgeordneten des Bundestages nutzen die Informationen sehr regelmäßig, wenn sie zum Beispiel Gesetzentwürfe erarbeiten oder den Erfolg eines Programms überprüfen wollen.
Aber auch alle anderen Bürger haben Zugang zu den Daten, ebenso wie Unternehmen, Medien oder weitere politische Akteure. Sie alle können auf die Seiten des Amtes zugreifen oder auch individuelle Anfragen stellen.
Für Studenten und Schüler ist das Statistische Bundesamt eine gute Recherche-Quelle, etwa für Referate oder Hausarbeiten. Auch Lehrer und Forscher nutzen die Daten. Und zunehmend arbeiten auch junge Open-Data-Anwender damit, sie nuten die Daten zum Beispiel, um Infografiken zu erstellen. Darüber freut das Statistische Bundesamt sich. Denn genau so ist es ja gedacht: Die Daten sind für alle da.
(jk)