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Petra Pau (Die Linke) „Mich spornt das an“

Laurenz Terl

Laurenz ist in Berlin-Marzahn-Hellersdorf aufgewachsen, dem Wahlkreis von Petra Pau (Die Linke). Er hat die bekannte Politikerin getroffen und mit ihr über ihren Kampf für Bürgerrechte und Demokratie gesprochen.

Petra Pau mit Autor

Laurenz mit Petra Pau vor ihrem Wahlkreisbüro: „Dieses Büro ist so etwas wie ein Zentrum meiner Aktivitäten“, sagt sie. © privat

Heute traf ich Petra Pau, eine bekannte Politikerin von den Linken, die auch Vizepräsidentin des Bundestages ist. Sie ist direkt gewählte Abgeordnete in Berlin Marzahn-Hellersdorf, dem Bezirk, in dem ich aufgewachsen bin und der am östlichen Stadtrand der Hauptstadt liegt. Seit ich klein bin, kenne ich Petra Paus Gesicht von Plakaten, die hier überall rumhängen. Erstmalig in Kontakt mit ihr kam ich, als ich anfing, mich in der Politik zu engagieren. Mich faszinierte ihr Kampf gegen Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung.

Unser Treffpunkt

Im Wahlkreisbüro angekommen, begegnete mir erst einmal der übliche Alltagsstress: Überall waren Telefonate zu hören, die Presse war da und Petra Pau war gerade dabei, ein Austauschprogramm vorzustellen. Sie lächelte mich an, als ich eintrat.

Als Treffpunkt für unser Gespräch hatte die Abgeordnete, die seit über 20 Jahren im Bundestag sitzt, bewusst ihr Wahlkreisbüro ausgesucht: „Dieses Büro ist so etwas wie ein Zentrum meiner Aktivitäten. Selbst wenn ich nicht da bin, ist hier immer eine Mitarbeiterin ansprechbar.“

„Ein ganz spannender Bezirk“

Hierher kommen viele Bürgerinnen und Bürger, um über ihre Anliegen zu sprechen. „Marzahn-Hellersdorf ist ein ganz, ganz spannender Bezirk“, sagt Pau. „Das hier ist das größte zusammenhängende Neubaugebiet Europas. Es gibt viele Menschen, die abhängig sind von Hartz IV. Andere, die vermögend sind. Aber vor allem gibt es viele engagierte Menschen, die versuchen, dafür zu sorgen, dass zum Beispiel Kinder und Jugendliche beste Startchancen ins Leben haben, unabhängig vom Geldbeutel der Eltern. Es gibt auch Menschen, die sich darum sorgen, dass Geflüchtete und nicht Geflüchtete nicht nur zueinander finden, sondern gemeinsam aufwachsen. Und wir haben gemeinsam mit dem Bezirk Lichtenberg auch ein sehr verheißendes Gewerbegebiet, wo unter anderem umweltgerechte Technologien entwickelt werden sollen.“

Petra Pau am Mikrofon

Nach dem Gespräch hat Laurenz Petra Pau noch mit auf eine Wahlkampf-Veranstaltung begleitet. © privat

Faire Chancen für alle

Was gibt es denn zum Beispiel für Jugendliche hier? Die gebürtige Berlinerin erzählt begeistert von dem Festival „Devicer City“ und vom Ferien-Sommer 2019, der es Kindern aus ärmeren Familien ermöglicht, schöne Erlebnisse zu haben, auch wenn ihre Eltern nicht mit ihnen wegfahren können. „Jeder und jede sollte die Chance haben, sich selbst zu verwirklichen, seine oder ihre Interessen zu finden und vielleicht auch etwas an die Gemeinschaft, den Bezirk zurückzugeben“, das ist ihr wichtig.

„Das spornt mich an“

Die 56-jährige Petra Pau, die in der DDR aufwuchs und als Lehrerin arbeitete, bevor sie Politikerin wurde, lebt schon seit etwa 30 Jahren in dem knapp 270.000 Einwohner zählenden Bezirk. „Als ich hierherzog, war das die jüngste Großstadt Europas, mit einem Durchschnittsalter von 28“, erzählt sie. „Nun sind wir zu einem der ältesten Bezirke Berlins geworden.“ Das sei eine Herausforderung – für den Bezirk, für die Kommunal- und für die Landespolitik.

Die Linken-Politikerin sieht es positiv: „Mich spornt das auch im Bund an, tatsächlich familien- und menschengerechte Lösungen in allen Politikfeldern zu finden – ob bei der Stadtplanung, beim Thema Gesundheitsversorgung oder der Schulplanung.“

Schiedsrichter, Vorstand, Diplomat

Auch in der Bundespolitik ist Petra Pau schon lange unterwegs. Seit 1998 wurde sie immer direkt in den Bundestag gewählt, was bedeutet, dass sie im Wahlkreis immer mehr Stimmen bekam als die Politiker anderer Parteien.

Seit 2006 ist sie außerdem Vizepräsidentin des Parlaments – ein vielseitiger Job: „Erstens sind wir so was wie Schiedsrichter. Das heißt, während der Sitzungen im Bundestag sorgen wir dafür, dass die Regeln eingehalten werden. Zweitens sind wir so was wie der Vorstand eines großen Unternehmens, nämlich des Unternehmens Bundestag. Wir sind zuständig für das Personal in der Bundestagsverwaltung. Das sind zum Beispiel die Mitarbeiter der Bibliothek des Bundestags und der wissenschaftlichen Dienste, aber auch Reinigungskräfte, Pförtner, Kraftfahrer. Und drittens sind wir im diplomatischen Dienst. Das heißt, wenn ich ins Ausland reise, tue ich das nicht als Petra Pau oder Die Linke, sondern als Vertretung der Bundesrepublik Deutschland. Genauso ist es, wenn wir ausländische Gäste im Bundestag empfangen.“

Trotz der intensiven Arbeit im Bundestag soll ihr Wahlkreis nicht zu kurz kommen: „Die Bürgerinnen und Bürger müssen immer die Möglichkeit haben, mir ihre Anliegen zu übermitteln. Deshalb mache ich meine Sprechstunden nicht nur hier im Wahlkreisbüro, sondern jeden Monat an einer anderen Ecke im Bezirk, in Stadtteilzentren und Jugendeinrichtungen.“

Pro und Kontra

Dank elektronischer Medien geht vieles auch von unterwegs. Aber die persönliche Begegnung mit Menschen ist der erfahrenen Politikerin sehr wichtig. In Gesprächen bekomme sie am besten mit, was in ihrem Wahlkreis passiert: „Auch in Marzahn-Hellersdorf haben die gesellschaftlichen Entwicklungen der vergangenen Jahren ihre Spuren hinterlassen, was die soziale Spaltung der Gesellschaft betrifft, aber auch was die Zustimmung für nationalistische und rassistische Positionen betrifft.“

Dagegen kämpfe sie an, versichert Pau. Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus nennt sie ihre „Kontra-Themen“, Bürgerrechte und Demokratie dagegen die „Pro-Themen“. Dafür wolle sie sich stark machen. Denn: „Ich finde, Menschen, die sich für die Demokratie und die Menschenwürde engagieren, verdienen Unterstützung – und ich will ihnen da fest zur Seite stehen.“

Über Petra Pau

Petra Pau (Die Linke), 56, hat früher als Lehrerin gearbeitet. Seit 1998 sitzt sie schon im Bundestag, seit 2006 ist sie Vizepräsidentin. Außerdem ist sie im Ältestenrat, im Ausschuss für Inneres und Heimat, im Gemeinsamen Ausschuss und stellvertretend im Ausschuss Digitale Agenda. Mehr erfahrt ihr auf ihrem Bundestagsprofil.

Portraitfoto von mitmischen-Autor Laurenz Terl
Mitmischen-Autor

Laurenz Terl

ist 18 und wohnt in Berlin-Mahlsdorf. Laurenz hat sich in Politik verliebt – allerdings streiten sie sich mitunter auch. Zwischen Aktivitäten mit Freunden und politischem und gesellschaftlichem Engagement macht er sein Abitur und hat vor, danach Jura zu studieren.

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