Ethikrat Experten für heikle Fragen
Der Deutsche Ethikrat beschäftigt sich mit Themen, die moralisch vielschichtig und oft heikel sind. Jetzt hat er dem Bundestagspräsidenten seinen aktuellen Jahresbericht übergeben. Darin stehen Empfehlungen für die Parlamentarier.
Darf man Menschen dazu zwingen, sich gegen gefährliche Krankheiten impfen zu lassen? Einerseits: Wer sich gegen eine Impfung entscheidet, läuft Gefahr, selbst krank zu werden und andere anzustecken. Andererseits: Über seinen eigenen Körper darf doch jeder selbst entscheiden. Oder? – Manche Fragen sind so komplex, dass es keine einfache Antwort gibt. Mit genau solchen Fragen beschäftigt sich der Deutsche Ethikrat.
Wer sitzt im Ethikrat?
Der Ethikrat besteht aus 26 Menschen aus verschiedenen Bereichen. Es sind zum Beispiel Theologen darunter, Juristen, Mediziner und Gehirnforscher. Sie sollen verschiedene ethische Haltungen mit einbringen, so dass ein großes Meinungsspektrum entsteht. Dabei handeln sie im Ethikrat komplett unabhängig. Sie sollen sich nicht von politischen Haltungen leiten lassen, sondern allein von ethischen. Deshalb dürfen auch keine aktiven Mitglieder des Bundestages, der Bundesregierung, eines Landtages oder einer Landesregierung im Ethikrat sitzen.
Welche Themen beschäftigen den Ethikrat?
Oft geht es um Fragen aus der medizinischen Forschung: Dürfen wir Lebewesen klonen? Sollte jeder Mensch, der dem nicht ausdrücklich widerspricht, automatisch zum Organspender werden, wenn er stirbt? Wie weit darf die Genforschung gehen?
Aber auch ganz andere, gesellschaftlich hochbrisante Themen landen auf dem Tisch des Ethikrats. Big Data zum Beispiel: Wie gehen wir verantwortungsvoll mit den Daten im Netz um? Oder Intersexualität: Wie schützen wir Menschen, die sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht eindeutig zuordnen lassen, vor Diskriminierung?
Über alle Themen, die aktuell im Ethikrat diskutiert werden, könnt ihr euch auf seiner Internetseite informieren.
Was sind genau die Aufgaben des Ethikrats?
Die Mitglieder des Ethikrats beschäftigen sich also mit all diesen wichtigen Fragen. Sie beziehen dabei möglichst alle Perspektiven mit ein. Sie tauschen sich mit den Ethikräten anderer Länder und internationalen Organisationen darüber aus. Und sie versuchen vorauszusehen, wie sich die Entwicklung eines Themas auf unsere Gesellschaft und auf jeden Einzelnen von uns auswirken könnte. Und dann?
Zum einen hat der Ethikrat die Aufgabe, die Öffentlichkeit über seine Themen zu informieren. Er soll auch die gesellschaftliche Diskussion dazu fördern. Zum anderen soll er auch Stellungnahmen und Empfehlungen für die Politik erarbeiten. Deshalb hat der Ethikrat am 16. Mai seinen Jahresbericht 2018 an den Bundestagspräsidenten Dr. Wolfgang Schäuble übergeben. Die Parlamentarier werden die Empfehlungen darin immer mit bedenken, wenn sie über eine Gesetzesänderung oder ein neues Gesetz beraten, das eins der Themen aus dem Ethikrat betrifft.
(DBT/jk)