Bildung Digital lernen – schön wär’s!
Laura Meyer
Laura hat letztes Jahr ihr Abi gemacht, jetzt studiert sie in Bonn. Hier schreibt sie über ihre Erfahrungen mit digitalen Medien an Schule und Uni. Und über ihre Wunschvorstellungen.
Digitale Bildung – was bedeutet das überhaupt? Bedeutet es, dass an Schulen Tablet-Computer genutzt werden? Oder dass Lehrer ihre Arbeitsblätter online über eine Lernplattform verbreiten? Digitale Bildung – das steht für eine riesige Fülle an Maßnahmen, durch die das Lernen mit dem Internet und den neuen Medien verknüpft wird.
Zum Thema Digitalisierung an der Schule gibt es viele verschiedene Meinungen. Die einen sagen: Je mehr Internet an der Schule, desto besser. Die anderen finden: Schüler sollen sich auf Inhalte konzentrieren, nicht auf moderne Medien. Aber wie sieht eigentlich der Ist-Zustand aus?
Windows 2000 und kaputte Smartboards an der Schule
An meiner Schule gab es ausschließlich alte Computer mit Windows 2000 und nur teilweise funktionierende Smartboards. Hausaufgaben mussten auch in der Oberstufe handschriftlich eingereicht werden und die Plattform, auf der Lehrer Dateien mit uns Schülern teilen konnten, hat meistens nicht funktioniert. Alles in allem eher ernüchternd.
Was ich über Computer und das Internet weiß, habe ich außerhalb der Schule gelernt. Dabei sollte die Schule doch der Ort des Lernens sein. Und gerade in der heutigen Zeit, wo das Internet eine immer größere Rolle spielt, ist es immens wichtig, jungen Menschen die Fähigkeiten mitzugeben, damit richtig umzugehen.
Eine stärkere Digitalisierung an Schulen würde auch Müllberge an Arbeitsblättern vermeiden – und auch die verstaubten Schulbücher der Grundschule in der hintersten Ecke des Kleiderschranks. Tablet-Computer mit einem Eingabestift zur Bearbeitung der Übungsaufgaben würden ihre Sache genauso gut machen wie Stift und Papier.
Es gibt gute Programme – die oft nicht funktionieren
An der Uni sieht es da schon besser aus: Alle Dateien werden über eine Online-Plattform geteilt, die Noten lassen sich über eine Internetseite abrufen und auch den Stundenplan kann man sich online erstellen. Die Digitalisierung erleichtert das Lernen an der Uni sehr, leider funktioniert nicht immer alles reibungslos.
Wo Digitalisierung fehlt – zwei Beispiele
Um sich für einen Studiengang zu bewerben, muss man an vielen deutschen Hochschulen ein Formular ausdrucken, ausfüllen und gemeinsam mit einer beglaubigten Kopie des Abiturzeugnisses per Post einreichen. Das produziert unheimlich viel Papierwust und macht auch sehr viel Arbeit in den Studierendensekretariaten. Einige Universitäten – so auch meine – ermöglichen das Bewerbungsverfahren aber auch schon komplett online. Das beglaubigte Abiturzeugnis muss man dann erst zur Einschreibung mitbringen.
Auch an anderen Stellen gibt es an der Uni noch Luft nach oben. Beispiel: digitalisierte Bücherbestände. Spätestens wenn die nächste Hausarbeit ansteht, wirft jeder Studierende einen Blick in das Online-Verzeichnis seiner Bibliothek – und fast jeder muss dann feststellen, dass tausende Bücher, die aktuelle Themen behandeln, noch nicht digitalisiert worden sind und man diese ausleihen muss (sofern sie noch nicht verliehen sind). Je nach Umfang der Hausarbeit können das eine ganze Menge Bücher werden – also auch eine ganz schöne Schlepperei.
Nicht vergessen: Datenschutz
Die Digitalisierung macht schnelleren Zugang zu Wissen möglich. Das ist prima. Allerdings müssen die Schulen und Universitäten diesen Zugang schaffen. Das kostet sie Zeit und Geld. Und noch etwas dürfen wir nicht vergessen: Der Datenschutz und die Privatsphäre des Einzelnen wie auch das Urheberrecht sollten dabei keinesfalls außer Acht gelassen werden. Die Schulen und Universitäten stehen in der Pflicht, sicherzustellen, dass private Daten keinesfalls ungewollt an die Öffentlichkeit geraten und für die betreffende Person Schäden anrichten.
Laura Meyer
ist 19 Jahre alt und studiert Politik und Gesellschaft mit Begleitfach Rechtswissenschaften in Bonn. Sie schreibt schon seit 2016 für mitmischen.de.