Förderbank „Das Geld ist in wenigen Tagen da“
Milliarden Euro gehen derzeit an Unternehmen, die unter der Corona-Krise leiden. Gabriela Pantring von der NRW.BANK über Street-Food-Läden, Hotline-Fragen und Betrüger mit Fake-Websites.
Über die NRW.BANK
Die NRW.BANK ist eine regionale Förderbank. Anders als ‚normale‘ Banken ist sie nicht auf Gewinn ausgelegt. Sondern sie fördert im Auftrag der Landesregierung Nordrhein-Westfalens Unternehmen in verschiedenen Bereichen: Wirtschaft, soziales Wohnen, Infrastruktur und Kommunen. Sie vergibt also Förderkredite und berät kleine und mittlere Unternehmen.
Wie viele Anträge auf Unterstützung wegen Corona sind bisher bei Ihnen eingegangen?
Es gibt ja jetzt eine ganze Masse finanzieller Hilfen für Unternehmen, die von der Corona-Krise betroffen sind. Europa hat in den letzten Wochen ein milliardenschweres Programm auf die Beine gestellt. Der Bund ebenfalls. Und auch die Bundesländer stellen Mittel zur Verfügung. Das ergänzt sich alles zu wirklich großen Summen.
Im ersten Schritt ging es der Politik darum, Zuschüsse auf den Weg zu bringen, die nicht zurückgezahlt werden müssen. Und das zweite Paket sind dann Förderkredite zu besonderen Konditionen. Wir als NRW.BANK sind für die Zuschüsse nicht zuständig, obwohl wir dazu auch beraten. Wir vergeben Förderkredite. Und dafür haben wir seit Ende März rund 3.700 Anträge bekommen. Dahinter stehen etwa 900 Millionen Euro Fördergelder.
Wer beantragt diese Gelder?
Cafés und Restaurants sind natürlich besonders betroffen, Street-Food-Verkäufer genauso. Viele Anträge kommen daher aus dem gastronomischen Bereich. Aber auch Frisörsalons sind zum Beispiel dabei. Oder auch Museen, das Kinder- und Jugendmuseum Explorado in Duisburg etwa, das jetzt geschlossen bleiben muss. Das Spektrum der Unternehmen, denen geholfen werden muss, ist groß.
Wie vielen der 3.700 Antragsteller konnten Sie helfen?
Von etwa 3.700 Anträgen sind rund 3.600 schon bewilligt. Wem wir nicht helfen können, das sind Unternehmen, die schon vor der Corona-Pandemie Schwierigkeiten hatten. Die sind von der Förderung leider ausgeschlossen.
Wie viel Geld bekommen kleine und mittelständische Unternehmen, Solo-Selbstständige und Freiberufler jetzt ganz konkret?
Vom Bund bekommen Unternehmen mit bis zu fünf Mitarbeitern 9.000 Euro. Unternehmen mit bis zu zehn Beschäftigten erhalten 15.000 Euro. Das sind Zuschüsse, die nicht zurückgezahlt werden müssen. Das Land Nordrhein-Westfalen hat sich entschieden, das noch zu ergänzen: Da bekommen mittelgroße Unternehmen mit zwischen zehn und 50 Beschäftigten 25.000 Euro. Für diese Soforthilfe sind in NRW bisher mehr als 417.000 Anträge eingegangen, von denen mehr als 385.000 genehmigt wurden. Bislang wurden rund 3,5 Milliarden Euro ausgezahlt.
Was die Kredite angeht, da haben wir unseren NRW.BANK.Universalkredit jetzt an die spezielle Corona-Situation angepasst. Die Hausbanken werden aktuell zu 80 Prozent von der Haftung freigestellt, dieses Risiko übernehmen wir für sie und sorgen so dafür, dass die Unternehmen leichter an ein Darlehen kommen. Wir gewähren bis zu 10 Millionen Euro Kredit. Diese Gelder müssen natürlich irgendwann zurückgezahlt werden. Die Zinssätze sind da allerdings sehr günstig.
Wie schnell kommt das Geld bei den Betroffenen an?
Wir arbeiten mit den Kunden, ihren Hausbanken und der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zusammen, die die Kredite vom Bund vergibt. Wir kennen uns alle schon lange, deshalb funktioniert das wirklich reibungslos. In der Regel ist das Geld in wenigen Tagen da.
Was sind die häufigsten Fragen, die die Berater hören?
Oft fragen die Unternehmen einfach, welche Fördermöglichkeiten es überhaupt gibt und welche für sie passen, wo sie sie beantragen müssen, wie schnell sie das Geld dann bekommen.
Ein großes Problem für die Unternehmen ist, dass ihnen Geld fehlt, um ihre laufenden Kosten zu bezahlen: die Miete, den Lohn für ihre Angestellten und so weiter. Man spricht von fehlender Liquidität. Die kommt daher, dass die Unternehmen deutlich weniger oder gar keine Umsätze haben, also kein Geld in die Kasse kommt.
Wie viele Anfragen dieser Art bekommen Sie denn im Moment?
Wir haben ein telefonisches Beratungscenter. Normalerweise gehen da an einem Tag etwa 150 Anrufe ein. Mitte bis Ende März waren das teilweise über 2.000 Anrufe täglich.
Wie schaffen Sie das?
Wir haben unsere Stammmannschaft im Beratungscenter aufgestockt durch Mitarbeitende aus anderen Bereichen. Jetzt flaut es langsam wieder etwas ab, so dass wir unsere Leute mehr in den Bereichen einsetzen, die Anträge bearbeiten. Ich bin sehr froh und dankbar, dass unsere Mitarbeiter da so flexibel sind.
Die Berliner Investitionsbank war zwischenzeitlich so überbelastet, dass sie keine neuen Anträge mehr annehmen konnte. So schlimm war es bei Ihnen aber nicht?
Nein. Die Berliner wickeln allerdings, anders als wir, auch die Zuschuss-Programme für das Land Berlin mit ab. Das gilt auch für andere Bundesländer, und das ist wirklich eine große Aufgabe.
Man hört immer wieder von Betrugsfällen. Wie prüfen Sie, ob jemand wirklich Zuschuss-berechtigt ist?
Die Zuschüsse wickeln bei uns die Bezirksregierungen ab. Insofern prüfen sie auch die Berechtigung. Bei den Krediten ist das ein bisschen einfacher, weil sich die Kunden im Laufe des Antragsverfahrens identifizieren, Fragen zu ihrem Unternehmen beantworten und weitere Unterlagen vorlegen müssen. So können wir Betrugsfällen gut entgegenwirken.
Auf Ihrer Internetseite steht: „Die Zahlung der NRW-Soforthilfe 2020 für Solo-Selbstständige und Kleinstbetriebe wurde aufgrund von Sicherheitslücken vorerst gestoppt.“ Was ist da passiert?
Da hatten Fake-Webseiten mit gefälschten Antragsformularen Daten abgefischt und sie für kriminelle Machenschaften genutzt. Seit dem 17. April können Kleinunternehmer und Selbstständige die Hilfen wieder beantragen, wichtig ist eben nur, dass sie darauf achten, die offizielle Webseite dafür zu nutzen. Das Thema NRW-Soforthilfe liegt beim NRW-Wirtschaftsministerium, aber wir haben das natürlich als Hinweis auf unserer Seite mit aufgenommen. Mittlerweile ist aber auch dafür Sorge getragen, dass diese Fake-Seiten nicht mehr ganz oben in der Google-Suche erscheinen, wenn man „Soforthilfe Corona“ eingibt. Zudem ermittelt das Landeskriminalamt in bislang rund 900 Fällen.
Über Gabriela Pantring
Gabriela Pantring hat einen Master of Business Administration und einen Master of Science in Strategic Focus. Seit 2016 ist sie Mitglied des Vorstands der NRW.BANK. Als „Risikovorstand“ verantwortet sie die Bereiche Fördergeschäftsentwicklung, Risiko-Controlling, Kredit-Management und Geschäftsunterstützung. Außerdem ist sie Mitglied im Beraterkreis der KfW Bankengruppe.
(jk)