Trauer in Hanau Bundestagspräsident warnt vor „zügellosem Hass“
Nach dem Anschlag in Hanau aus mutmaßlich rechtsradikalen Motiven stellte sich Bundestagspräsident Schäuble sehr deutlich gegen Fremdenfeindlichkeit und Hass – und sprach auch über die Verantwortung der Politik.
Elf Menschen kamen am Mittwoch in Hanau ums Leben. Ein Mann schoss am Abend in einer Shisha-Bar und zwei Café-Bars um sich und tötete neun Personen. Anschließend erschoss er mutmaßlich sich selbst und seine Mutter. Beide wurden tot in ihrer Wohnung gefunden.
Generalbundesanwalt Peter Frank zufolge hatten alle neun Opfer (die Mutter des Täters ausgenommen) einen Migrationshintergrund. Der Todesschütze hatte eine "zutiefst rassistische Gesinnung", sagte er. Das habe die Auswertung von Videobotschaften und Inhalten auf dessen Internetseite ergeben.
„Solche Wahnsinnstaten geschehen nicht im luftleeren Raum“
Viele Menschen überall in Deutschland trauern mit den Angehörigen des Anschlags. Auch Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble äußerte sein tiefes Mitgefühl und wünschte den Verletzten schnelle körperliche Genesung. „Die seelischen Verletzungen werden bleiben“, sagte er.
Schäuble verurteilte nicht nur die Gewalttat, er äußerte sich auch sehr klar über die aktuelle gesellschaftliche Lage: „Solche Wahnsinnstaten geschehen nicht im luftleeren Raum, sie wachsen in einem vergifteten gesellschaftlichen Klima, in dem auf übelste Weise Fremdenfeindlichkeit und abwegigste Verschwörungstheorien geschürt werden, bis Minderheiten als Bedrohung empfunden werden und Diskriminierung in zügellosen Hass umkippt.“
Jeder Einzelne trage dafür Verantwortung, Politiker aber in ganz besonderem Maße, das nicht zuzulassen. Schäuble rief zur politischen Diskussion darüber auf, vor allem aber für ein „menschliches Miteinander“, um solchen Taten vorzubeugen. „Gelingt uns das nicht“, sagte er, „machen wir uns mitschuldig.“
(DBT/jk)