Parlaments-Stipendium Bepackt für fünf Monate
Wie läuft Demokratie in Deutschland? 119 junge Menschen aus 37 Ländern können das in den kommenden fünf Monaten herausfinden. Möglich macht dies ein Stipendium des Deutschen Bundestages. mitmischen hat mit einigen gesprochen.
Schwer bepackt und mit suchendem Blick betreten am 1. März zahlreiche junge Leute das Foyer der Humboldt-Universität in Berlin. Ah, da ist das Hinweisschild mit dem Logo "IPS", das für Internationales Parlaments-Stipendium des Deutschen Bundestages steht. Die Ankömmlinge biegen mit ihren Rollkoffern und Rucksäcken nach links ab in Richtung Anmeldung. Für die 119 jungen Leute aus 37 Ländern beginnt heute ein fünfmonatiges Programm in Deutschland.
Ein Programm für Frieden
Das deutsche Parlament möchte mit dem IPS die Beziehungen zwischen Deutschland und den Teilnehmerländern fördern und demokratische Werte und Toleranz festigen. Es geht auch darum, Verständnis für kulturelle Vielfalt zu vertiefen und damit letztendlich zu einem friedliche Zusammenleben auf dieser Welt beizutragen.
Wie arbeiten Abgeordnete in Deutschland?
In ihrer Zeit in Deutschland absolvieren die ausländischen Gäste ein dreimonatiges Praktikum bei einem Bundestagsabgeordneten. Darüber hinaus besuchen sie Seminare und Veranstaltungen bei politischen Stiftungen, an der Humboldt Universität, der Technischen Universität Berlin oder der Freien Universität. Der akademische beziehungsweise berufliche Hintergrund der Stipendiaten ist ganz unterschiedlich: Es gibt Juristen und Politikwissenschaftler, Journalisten und etwa zivilgesellschaftliche Aktivisten.
Bei der Anmeldung, die in der Humboldt-Universität vonstatten geht, bekommen die Stipendiaten Infomaterial und beispielsweise Ausweise für den Bundestag. Und: Sie treffen zum ersten Mal ihre Mit-Stipendiaten aus aller Welt. Ein Sprachengewirr erfüllt die Räume. Die Teilnehmer kommen vor allem aus Mittel- und Osteuropa, aber auch aus den USA, Frankreich, Israel, der Kaukasus-Region und Zentralasien sowie aus Kanada. Die jungen Leute haben Gelegenheit, sich darüber auszutauschen, was sie herführt und was sie erwarten.
Angeliki Fevronia Bozini, 25, aus Griechenland
Ich freue mich schon sehr darauf, die Arbeit im Parlament mitzuerleben. Ich stelle es mir spannend vor zu erfahren, wie in Deutschland Politik gestaltet wird. Ich denke, dass im Deutschen Bundestag alles viel strukturierter und besser organisiert abläuft als im griechischen Parlament. Davon möchte ich meinen Landsleuten nach meiner Zeit hier erzählen.
In meiner Heimat habe ich Jura und Rechtswissenschaften studiert und ich hoffe, dass ich nach dem IPS-Programm einen Beitrag zu den Beziehungen zwischen Deutschland und Griechenland leisten kann.
Volodymyr Kildii, 24, aus der Ukraine
Ich habe in der Ukraine Politikwissenschaften studiert und ich hoffe, dass ich während meiner Arbeit im Bundestag viel praktische Erfahrung sammeln kann und einiges über die internen Vorgänge im Parlament lerne. In der Zukunft werde ich vielleicht auch in meiner Heimat in die Politik gehen, aber bei der aktuellen Lage in der Ukraine kann ich mir das nicht vorstellen.
Ich würde mir wünschen, dass wir dort auch so eine vielfältige und lebhafte Demokratie wie in Deutschland haben. Davon etwas mitzubekommen und die Arbeit der Abgeordneten zu erleben, darauf freue ich mich. Und ich bin gespannt auf das tolle Netzwerk zwischen den Teilnehmern. Darüber habe ich schon viel Positives gehört.
Vaidotas Notkus, 24, aus Litauen
Eine Mitstudentin hat mir von diesem Programm erzählt. Sie ist selbst ehemalige Teilnehmerin und war total begeistert. Aus ihren Erzählungen weiß ich, dass viel Arbeit auf mich zukommt – und darauf freue ich mich auch. Ich hoffe, dass ich auch verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen und tiefer in die parlamentarische Arbeit einsteigen kann.
Ich finde es auch super, dass wir Vorlesungen an den Universitäten besuchen dürfen. Einfach zum Spaß an solchen Veranstaltungen teilzunehmen, das reizt mich. Ich habe mir schon überlegt, mir etwas zu IT anzuhören. Ich habe eigentlich Staatswissenschaften studiert und bin gespannt, ob ich auch bei so einem Fach mithalten kann.
Jana Sidlikova, 25, aus der Slowakei
Die Arbeit der Abgeordneten kennenzulernen, darauf freue ich mich am meisten. Wir wissen alle noch nicht, bei wem wir unser Praktikum verbringen werden. Aber die Person in den Wahlkreis zu begleiten, Unterlagen vorzubereiten, Bürgeranfragen zu bearbeiten, das wird bestimmt spannend.
In meiner Heimat habe ich internationale Beziehungen studiert und zuletzt in der Wirtschaft gearbeitet. In diesen Job werde ich nach meiner Zeit hier nicht zurückkehren. Aber eine Arbeit bei der Regierung würde mich interessieren. Ich freue mich darauf, Kontakte zu knüpfen. Und ich freue mich auf Berlin. Die Stadt kenne ich schon aus meiner Erasmus-Zeit in Deutschland.