Interviews mit Abgeordneten Neu im Bundestag
Naomi Webster-Grundl und Jasmin Nimmrich
Der Start in einen neuen Job ist immer aufregend. Wie ist es, wenn dieser Job ein Mandat im Deutschen Bundestag ist? Das haben wir die jüngsten neuen Abgeordneten aller im Bundestag vertretenen Fraktionen gefragt.

Sie sind die jüngsten neuen Mitglieder ihrer jeweiligen Fraktion: Anna Aeikens (CDU/CSU), Diana Zimmer (AfD), Daniela Rump (SPD), Timon Dzienus (Bündnis 90/Die Grünen) und Luke Hoß (Die Linke). © Christin Schmidt; AfD-Fraktion im Bundestag; Clemens Heidrich; Stefan Kaminski; Rebekka Amann

© Christin Schmidt
Anna Aeikens (CDU/CSU), geboren 1998, hat vor ihrem Einzug in den Deutschen Bundestag ihre eigene Beratungsfirma für Agrar-Consulting gegründet. Sie wurde über die Landesliste Sachsen-Anhalt in den 21. Deutschen Bundestag gewählt.
Politisch war ich schon immer, schließlich leben wir in einer Mitmach-Demokratie. Meckern ist super einfach, ist jedem erlaubt und ist auch völlig in Ordnung. Aber verändern kann man nur, wenn man auch anpackt. Und genau deswegen habe ich für die CDU meinen Namen in den Ring geworfen und das Vertrauen der Mitglieder gewinnen können. Und jetzt freue ich mich enorm darauf, in Berlin mitgestalten zu können.
Ich bin im Wahlkreis Börde – Salzlandkreis angetreten und über die Landesliste in den Deutschen Bundestag eingezogen. Der 23. Februar war für mich und uns in der CDU in Ostdeutschland aufgrund des Wahlergebnisses bei Weitem kein glorreicher Tag. Ich denke, dass auch deshalb die Freude und Aufregung über meinen Einzug nicht sofort eingesetzt haben. Grundsätzlich war mit dem Wahltag selbst aber auch eine Erleichterung verbunden, vor allem darüber, dass dieser Wahlkampf und der damit verbundene Stress und das Bangen um das Wahlergebnis endlich vorbei waren.
Mein Team und ich, wir leben aktuell von Tag zu Tag – immer wieder kommen neue Hürden auf, mit denen man gar nicht gerechnet hat, das hält einen auf jeden Fall beschäftigt. Ganz grundsätzlich habe ich aber vor allem damit zu tun, mein Büro einzurichten und die Arbeit zwischen meinem Wahlkreis und meinem neuen Arbeitsplatz im Bundestag zu koordinieren. Auf die rein inhaltliche politische Arbeit kann ich mich leider noch nicht wirklich vorbereiten, da die Zuteilung der Ausschüsse ja noch aussteht. Auf die Arbeit im Parlament selbst wurden wir neuen Abgeordneten durch unsere Fraktion vorbereitet. In insgesamt drei Tagen wurden wir in die ganze Theorie eingeführt, also beispielsweise wie die parlamentarische Arbeit abläuft oder auch, wie man Mitarbeiter für sein Büro findet. Darüber hinaus erhalte ich Unterstützung durch die Junge Gruppe der CDU/CSU-Fraktion für alle Abgeordneten unter 35, deren stellvertretenden Vorsitz ich seit Kurzem übernommen habe. An dieser Gruppe ist vor allem der Austausch untereinander extrem wertvoll und irgendjemand findet sich immer, der auf jede noch so spezielle Frage eine Antwort hat. So findet man immer ein bisschen Struktur im Chaos!
In dem bis auf den letzten Platz gefüllten Plenarsaal zu sitzen und die Spitzenpolitiker, die man sonst vielleicht nur aus dem Fernsehen kennt, in echt zu sehen, das hat meinen Einzug in den Deutschen Bundestag auf jeden Fall nochmal realer wirken lassen. Gleichzeitig wurde ich mir aber auch dessen bewusst, dass die Abgeordneten Menschen sind wie du und ich – und seitdem dominiert vor allem die Vorfreude darauf, ins politische Handeln zu kommen und Veränderungen anzustoßen.
Mir ist es wichtig, dem ländlichen Raum eine Stimme zu geben. Denn ich habe häufig das Gefühl, dass die ländlichen Räume nicht ansatzweise in der Vielfalt vertreten werden, die sie verdienen. Denn die Strukturen bei mir vor Ort in Sachsen-Anhalt sind ganz andere als in Bayern oder in Niedersachsen, was in der Agrar- und Landwirtschaftspolitik auf jeden Fall beachtet werden muss. Wir haben so gute Bedingungen in unserem Land und wir stellen tolle Produkte hier vor Ort her – das hat es auch verdient, im Deutschen Bundestag vertreten zu werden.

© AfD-Bundestagsfraktion
Diana Zimmer, geboren 1998, ist für die AfD über die Landesliste Baden-Württemberg in den 21. Deutschen Bundestag eingezogen. Sie hat eine Ausbildung zur Finanzassistentin gemacht und Betriebswirtschaftslehre studiert. Seit 2024 ist sie unter anderem Mitglied des Landesvorstands der AfD Baden-Württemberg.
Politisiert wurde ich 2015 während meiner Schulzeit durch die Migrationspolitik der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel, welche in meinen Augen einfach keinen Sinn ergeben hat. Auch die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank hat bei mir zu kritischen Denkprozessen geführt. Seit meinem achtzehnten Lebensjahr bin ich Mitglied der Alternative für Deutschland. Zuerst ehrenamtlich, doch schon 2019 wurde ich in den Pforzheimer Stadtrat gewählt. Zuletzt war ich Fraktionsvorsitzende der größten Stadtratsfraktion der AfD in Baden-Württemberg. Mein Aufstieg, wenn man ihn so nennen mag, war eine stetige Entwicklung, in der jeder Schritt aufeinander aufgebaut hat.
In Pforzheim gab es bewusst keine eigene Wahlparty, weil der 23. Februar der Jahrestag der Bombardierung und Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg ist. Stattdessen war ich als Mitglied des Landesvorstands unter anderem bei der Wahlveranstaltung des AfD-Landesverbandes Baden-Württemberg. Der Zeitpunkt, als die erste Prognose präsentiert wurde, war schon ein ganz besonderer Moment. Obwohl es aufgrund der guten Umfragewerte schon im Vorfeld klar war, dass ich mit meinem sicheren Listenplatz in den Bundestag einziehen würde, spürte ich, dass sich mein Leben mit dem heutigen Tag komplett ändern würde. Als das Ergebnis bekanntgegeben wurde, hatten wir nur noch Grund zur Freude. Der Zuspruch der anwesenden Mitglieder, besonders aus meinem Wahlkreis Pforzheim, war enorm.
Natürlich muss man erstmal privat Einiges organisieren, bevor man sein Mandat antritt. Ich war vorher in einem Angestelltenverhältnis beschäftigt. Dieses gut aufzulösen, gerade unter der Bedingung der vorgezogenen Neuwahl, war natürlich eine Priorität. Und nun heißt es, sich zu organisieren und abzuwarten, was die Koalitionsbildung mit sich bringt, wann und wie die Ausschüsse verteilt werden. Aus der Fraktion stehen uns die „alten Hasen“ zur Seite, die uns voll unterstützen, in Prozesse einführen und stets Rede und Antwort stehen. Denn die Arbeit im Deutschen Bundestag ist auf jeden Fall komplett anders als mein ehrenamtliches Engagement auf kommunaler Ebene, daher bin ich für jede Unterstützung dankbar.
Mit dem Schritt durch die Türen des Reichstagsgebäudes hat auf jeden Fall ein neues Kapitel in meinem Leben begonnen. Der Tag der Konstituierung war für mich auch das erste Mal, dass ich den Plenarsaal betreten konnte, vorher war dieser ja durch die Sondersitzungen des 20. Deutschen Bundestages noch umgebaut worden und ich als gewählte Abgeordnete des 21. Deutschen Bundestages konnte ihn nur als Gast betreten. Vor dieser Kulisse haben wir in der Fraktion ein paar Fotos geknipst, weil natürlich auch die Kollegen und Angehörigen sehen wollen, wo ich jetzt arbeite.
Ich hoffe nun erstmal, dass es mit der Verteilung der Ausschüsse so klappt, wie ich mir das vorstelle, und ich einen Sitz im Finanzausschuss bekomme. Meine Arbeit in Berlin wird auf jeden Fall von den Interessen meines Wahlkreises bestimmt werden. Die Arbeit für den Wahlkreis Pforzheim-Enzkreis zählt zu meinen Prioritäten. Ein großes Thema wird auf jeden Fall die Reform der Grundsteuer werden. Aber jetzt gehe ich erstmal Schritt für Schritt und muss mich erstmal hier einleben. Meine Tätigkeit hier in Berlin betrachte ich als nachhaltig und langfristig. Ich habe vor, noch ein ganzes Weilchen Politik zu machen.

© Clemens Heidrich
Daniela Rump (SPD), geboren 1996, wollte eigentlich bis zur Bundestagswahl im September 2025 ihr Jura-Studium abschließen. Als die Wahl in den Februar 2025 vorgezogen wurde, entschloss sie sich, sich direkt auf den Wahlkampf zu fokussieren. Das Studium wird sie nun neben ihrem Mandat abschließen. Daniela Rump ist ehrenamtliche Landesvorsitzende des Kinderschutzbundes in Niedersachsen. Sie wurde in ihrem Wahlkreis Hildesheim direkt in den Bundestag gewählt.
Ich war Schülersprecherin meiner Schule und später Landesvorsitzende des niedersächsischen Landesschülerrates – das ist die Interessenvertretung der Schülerinnen und Schüler. So hatte ich viel Kontakt mit den jugendpolitischen Sprecherinnen und Sprechern aller Fraktionen und habe schnell gemerkt, dass die SPD mir in Sozial- und Bildungspolitik am nächsten steht und die Werte am stärksten vertritt und voranbringen möchte, die mir wichtig sind. Also bin ich nach meiner Zeit im Landesschülerrat in die SPD eingetreten und habe ziemlich schnell Verantwortung übertragen bekommen.
Es war bis zuletzt ein Kopf-an-Kopf-Rennen beim Erststimmenergebnis in Hildesheim. Mir war in dem Moment vor allem wichtig, dass ich wusste, dass ich im Wahlkampf alles gegeben habe, auch wenn es am Ende vielleicht nicht reicht. Aber so gegen 22:30 Uhr stand dann fest, dass ich den Wahlkreis gewonnen habe – das war natürlich ein unglaubliches Gefühl. Die Genossinnen und Genossen haben sich wahnsinnig gefreut. Und für mich persönlich war es natürlich ein Riesenerfolg und ich konnte es erst auch gar nicht begreifen. Realisiert hab ich es dann einen Tag später, als ich nach Berlin gefahren bin und den Bundestag betreten habe und mir klar wurde, dass ich jetzt hier arbeiten und die Menschen aus Hildesheim vertreten darf.
Auf jeden Fall für eine auskömmliche Kindergrundsicherung. Aber bei uns im Landkreis Hildesheim spielen auch Wirtschafts- und Arbeitspolitik eine große Rolle. Da wäre es mir wichtig, dass wir Arbeitsplätze sichern, Innovationen fördern und dabei gut vorankommen, um Wachstum zu ermöglichen.
Sehr, sehr aufregend. Beim Betreten des Plenarsaales wurde mir auch nochmal die Verantwortung sehr bewusst, die mit diesem Mandat einhergeht, was auch ein emotionaler Moment für mich war. Und die Bundestagspräsidentin und ihre Vertretung zu wählen, war auch sehr spannend.
Ja, der Zuspruch von Bürgerinnen und Bürgern. In dem Dorf, aus dem ich komme, haben mich sehr viele Leute angesprochen, die sich gefreut haben, dass jemand aus unserem Dorf uns im Bundestag vertreten darf. Ich habe Briefe und Karten geschickt und Bücher geschenkt bekommen, Leute haben mir geschrieben, ob sie eines meiner Wahlplakate abhängen und behalten dürfen. Das hatte ich so nicht erwartet, dass die Leute so am persönlichen Kontakt und Austausch interessiert sind und das hat mich sehr bewegt.

© Stefan Kaminski
Timon Dzienus (Bündnis 90/Die Grünen), geboren 1996, war von Oktober 2021 bis Oktober 2023 Bundessprecher der Grünen Jugend und hat das Jahr vor der Bundestagswahl 2025 für einen Bundestagsabgeordneten gearbeitet. Er wurde über die Landesliste Niedersachsen in den 21. Deutschen Bundestag gewählt.
Ich habe mich schon früh dafür interessiert, was in der Welt und der Politik passiert, und hatte das diffuse Gefühl, dass es eigentlich gerechter zugehen müsste. Meine Familie war kein politisches Umfeld für mich, aber die Frage „Was ist eigentlich gerecht und haben wir genug Geld?“ war schon immer gegenwärtig. Ich habe mit zehn Jahren in einem Freundschaftsbuch auf die Frage, was ich tun würde, wenn ich König von Deutschland wäre, geantwortet, dass ich das Kindergeld erhöhen würde.
Politisiert wurde ich durch die Bundestagswahl 2009, als ich 13 Jahre alt war. Die schwarz-gelbe Bundesregierung hat damals als Erstes die Steuern für Hoteliers gesenkt und da dachte ich: Ich will mich genau auf der anderen Seite einbringen und dafür sorgen, dass die Parteien, die sich für eine gerechtere Welt einsetzen, unterstützt werden. Und deshalb bin ich dann zu einem Treffen der Grünen Jugend gefahren.
Auf jeden Fall aufregend. Ich hatte einen ziemlich guten Listenplatz in Niedersachsen bekommen, weswegen die Wahrscheinlichkeit, in den Bundestag einzuziehen, recht hoch war. Aber endgültig wusste man es natürlich erst am Abend des Wahltages. Das war total schön, ganz viele Freunde von mir sind vorbeigekommen und meine Familie ist extra angereist.
Ich will eine laute Stimme für Gerechtigkeit und Antifaschismus sein. Ich will dafür sorgen, dass es wieder gerechter zugeht und zum Beispiel die Mietpreise wieder bezahlbar werden. Dass ein Großteil der Menschen die Hälfte ihres Einkommens für Miete ausgeben muss, kann ich nicht weiter akzeptieren. Außerdem will ich mich dafür einsetzen, dass Löhne steigen, es einen höheren Mindestlohn und einen besseren Arbeitsschutz gibt und dass junge Menschen bessere Perspektiven haben.
Als ich Bundessprecher bei der Grünen Jugend war, hatten wir ähnlich viele Mitarbeitende wie in einem Bundestagsbüro. Aber der Unterschied ist natürlich, dass das jetzt mein persönliches Team ist. Deswegen ist es jetzt schon sehr aufregend, Bewerbungsgespräche zu führen und zu überlegen, wie man sein Team aufstellen möchte, welche Kompetenzen man braucht, wie divers das Team sein kann, welche Prioritäten man in der Arbeit setzen möchte. Politik ist immer Teamplay. Man kann hier nicht als Einzelkämpfer bestehen und alleine kann man nichts durchsetzen, deswegen ist ein gutes Team sehr wichtig.
Mich hat überrascht, dass sich manche Menschen – Abgeordnete im Plenarsaal, aber insbesondere Leute im Internet – darüber echauffiert haben, dass ich bei der konstituierenden Sitzung einen Pullover getragen habe statt eines Anzuges und ich damit die Würde des Hauses in Frage stellen würde. Ich als Kind einer Arbeiterfamilie glaube, dass das ein Thema von Repräsentation ist und es gut und sinnvoll sein kann, wenn nicht jeder Abgeordnete in einem Anzug rumläuft. Klamotten sind mir total egal. Und ich glaube nicht, dass Menschen in Pullovern die Würde des Hauses in Frage stellen, sondern Menschen, die die Demokratie in Frage stellen.

© Rebekka Amann
Luke Hoß (Die Linke), geboren 2001, machte 2020 sein Abitur, arbeitete danach für ein halbes Jahr in einem Metallbetrieb und studiert seit 2021 Rechtswissenschaften. Seit 2024 ist er Kreisvorsitzender von Die Linke Passau. Hoß wurde über die Landesliste Bayern in den Deutschen Bundestag gewählt. Er ist der jüngste Abgeordnete des 21. Deutschen Bundestages.
Richtig politisiert hat mich der Bundestagswahlkampf 2021, als vor allem auch von Seiten der Grünen die Rede davon war, dass es die letzte Wahl ist, mit der wir klimapolitisch etwas verändern können. Dadurch habe ich mich mehr mit diesen Themen befasst und angefangen, mich politisch zu engagieren. Als ich 2023 ein Stipendium der Rosa-Luxemburg-Stiftung für mein Studium bekommen habe, musste ich deswegen nicht mehr nebenbei arbeiten und hatte Zeit, mich verstärkt politisch zu engagieren.
Am Tag vor der Wahl stand Die Linke in Bayern bei drei Prozent. Ich wusste, dass für meinen Einzug ungefähr 3,2 Prozent nötig wären, also war nicht klar, ob es reichen würde. Der Bundestrend war zwar viel höher, aber da hat Bayern nicht mitgezogen. Deswegen haben wir erwartet, dass das eine Zitterpartie wird und wir vielleicht erst nachts um 4 Uhr Klarheit haben würden. Und dann kam die erste Prognose um 18 Uhr und da stand Die Linke in Bayern bei 6,5 Prozent und da war direkt klar, dass ich drin bin. Es war total überraschend, weil wir zu dem Zeitpunkt noch gar nicht damit gerechnet haben.
Eine Journalistin hatte mir gesagt, dass es eine Art Ritual ist, dass sich die Medien auf den jüngsten Abgeordneten stürzen und so habe ich das auch erlebt. Es ist natürlich schön, dass man die Möglichkeit hat, in so vielen Formaten darüber zu sprechen, was man verändern möchte. Aber das große Interesse der überregionalen Presse ist gleichzeitig auch total herausfordernd.
Ich bin auf jeden Fall stolz darauf, dass ich mich noch kein einziges Mal im Bundestag verlaufen habe. Ich hatte einige Presseanfragen für den Tag nach der Wahl und ein paar der Interviews wollte ich telefonisch machen, aber ich hatte natürlich noch kein Büro im Bundestag. Ich bin also in Berlin angekommen und wusste nicht, wohin mit mir – ich war davor ein einziges Mal im Bundestag mit einer Besuchergruppe. Ich bin ins Paul-Löbe-Haus rein und sah wohl etwas verwirrt aus, denn einer der Pförtner hat dann gleich gesagt: „Lassen Sie mich raten: Sie sind neuer Bundestagsabgeordneter. Wo wollen Sie hin?“ Da habe ich mich direkt gut aufgehoben gefühlt.
Vieles – vor allem, wenn man nicht aus dieser parlamentarischen Welt kommt. Ich finde es fast abschreckend, dass man die Bundestagsgebäude durch Tunnel wechseln kann, also keine einzige Sekunde nach draußen gehen muss. Und dass es einen Fahrservice gibt, der 24/7 abrufbar ist. Darin sehe ich eine große Gefahr, dass man den ganzen Tag im Bundestag verbringt, keinen Kontakt zu Menschen außerhalb hat und dadurch vergisst, was die realen Probleme sind. Und dass Abgeordnete denken, dass sie hier die härteste Arbeit machen und diese ganzen Privilegien verdient haben, während sich Krankenschwestern auf der Intensivstation in der Nachtschicht für einen unfassbar niedrigen Lohn kaputt arbeiten. Das fand ich schon überraschend, für wie selbstverständlich diese Privilegien hier gehalten werden.
Ich möchte meine Wahlversprechen einhalten und den Menschen zuhören und im Gespräch bleiben. Ich werde die Leute in meinem Wahlkreis fragen, was sie sich von mir wünschen und wofür ich mein Mandat nutzen soll. Und ich werde mein Gehalt auf 2.500 Euro begrenzen. Den Rest meiner Diät spende ich an soziale Initiativen, die Partei und an Menschen, die sich in finanziellen Notlagen befinden.
Bundespolitisch ist mir wichtig, dass wir uns als gesamte Fraktion gegen die zu hohen Mieten und Preise einsetzen. Da bin ich selbst sehr gerne ein kleines Zahnrad, damit wir etwas Großes bewegen können.