Medienscout „Wir machen unwissend oft Verbotenes“
Cybermobbing ist keine Seltenheit an deutschen Schulen. Leona (16) hat eine Ausbildung zum Medienscout gemacht. An ihrer Schule klärt sie über Risiken im Umgang mit digitalen Medien auf.
Wir Medienscouts sind dafür zuständig, Schülern, Lehrern und Eltern bei medialen Problemen zu helfen: Wir unterstützen im Umgang mit Cybermobbing und Sexting, aber auch bei Problemen mit bestimmten App-Einstellungen.
In der Ausbildung haben wir zum Beispiel gelernt, was Cybermobbing oder Sexting ist. Cybermobbing bezeichnet eine Form des Mobbings, die vor allem online, oft in den sozialen Medien, stattfindet. Und beim Sexting geht es um das Austauschen von intimen Nachrichten, aber auch um das Verschicken von Nacktbildern.
Wir haben gelernt, wie es zu Cybermobbing kommen und in welchen Fällen Sexting strafbar sein kann – beispielweise, wenn eine der abgebildeten Personen jünger als 13 Jahre alt ist.
Für die verschiedenen Apps und sozialen Medien haben wir gelernt, welche Sicherheitsvorkehrungen wir in den Einstellungen treffen können. Um uns besser zu schützen, können wir etwa Inhalte oder Accounts auf „privat“ stellen, sodass weniger Menschen darauf zugreifen können.
Erst einmal ist es wichtig, zwischen Ärgern und Cybermobbing zu unterscheiden. Beides kann übers Internet stattfinden. Cybermobbing findet – im Gegensatz zum Ärgern – meistens über einen langen Zeitraum statt. Außerdem geht es von mehreren Personen aus. Im Internet kann die Gruppe der Beteiligten sehr schnell sehr groß werden, denn die Reichweite ist hier sehr hoch. Die Anzahl von Personen, die mobbt, kann dementsprechend auch rasant zunehmen.
Oft sind es Textnachrichten, über die man gemobbt wird, manchmal werden Bilder oder Sprachaufnahmen bearbeitet. Dann wird zum Beispiel etwas, das in einer Sprachnachricht gesagt wurde, über ein Video gelegt und so entsteht eine ganz neue Message, die sich von dem, was ursprünglich gesagt wurde, unterscheidet.
Wenn alle Beteiligten einverstanden sind, gibt es kein Problem. Aber man muss nachfragen, bevor man ein Video veröffentlicht, und das Einverständnis der Personen einholen, die zu sehen sind.
Es kann allerdings schnell passieren, dass aus einem Scherz Ernst wird. Jemand erstellt ein Video, lädt es aus Spaß hoch und daraus wird Mobbing. Das kann dann passieren, wenn Leute, die die betroffene Person nicht mögen, das Video bösartig kommentieren und verbreiten.
Auf meiner Schule zum Glück nicht allzu sehr. Bei uns bleibt es eher beim harmloseren Ärgern. Ich habe aber Freunde auf anderen Schulen, die erzählen, dass es teilweise große Probleme mit Cybermobbing gibt. Da geht es um gemeine Textnachrichten oder solche Videoaufnahmen wie eben erwähnt. Manchmal gibt es Chat-Gruppen, in denen darüber gelästert wird, wie jemand aussieht. In einigen Klassen wird dann extra eine Gruppe erstellt, in der alle Schüler und Schülerinnen sind – nur die Person, über die hergezogen wird, wird nicht eingeladen.
An unserer Schule versuchen wir, frühzeitig über Cybermobbing aufzuklären, sodass es bei uns wenig Probleme damit gibt. Es ist zwar schwer, Cybermobbing komplett zu verhindern, aber wir beugen gut vor, indem wir in den Klassen erklären, wie es zu Mobbing kommt, wie man sich davon fernhalten kann oder auch, welche Strafen einem drohen können, wenn man jemanden im Internet mobbt.
Ja, wir haben zum Beispiel schon oft Klassen unserer Schule besucht und dort über die verschiedenen Themen Vorträge gehalten. Wir waren auch schon in zwei verschiedenen Grundschulen und haben dort in den vierten Klassen vorbeugend aufgeklärt.
Und auch im Privaten konnte ich schon Freunden und Freundinnen helfen, indem ich ihnen Tipps im Umgang mit unangenehmen Situationen geben konnte. So ließ sich schon manchmal Schlimmeres verhindern.
Nein, auf keinen Fall. Ich selbst war geschockt, als ich während meiner Ausbildung herausgefunden habe, dass ich jahrelang unerlaubte Sachen gemacht habe. Zum Beispiel habe ich ganz oft ungefragt Bilder von meinen Freundinnen veröffentlicht. Das ist nicht erlaubt, aber ich wusste es einfach nicht besser.
Bei meinen Freunden ist das ähnlich: Da werden Bilder veröffentlicht, ohne bei den Abgebildeten nachzufragen. Viele Jugendliche denken – so wie ich – dass die meisten Dinge harmlos sind, die wir online machen. Dass wir uns dabei sogar strafbar machen können, wissen die meisten nicht.
Man sollte sich zunächst an die betroffene Person wenden – entweder direkt hingehen oder schreiben – und Hilfe anbieten. Ungefragt einschreiten ist meistens nicht gut. Teilt lieber mit, dass ihr mitbekommen habt, was passiert ist, und fragt nach, ob die Person reden möchte oder Hilfe akzeptiert. Das wäre der erste Schritt.
Im zweiten Schritt sollten Eltern, Lehrer und Schulsozialarbeiter einbezogen werden. Dort kann man nachfragen, welche Hilfemöglichkeiten es gibt und wie man das Mobbing stoppen kann. In besonders schlimmen Fällen würde ich zur Polizei gehen, wenn sich die Situation nicht klären lässt.
Zusätzlich kann man, wenn zum Beispiel unangenehme Videos oder peinliche Sprachmemos veröffentlicht worden sind, die Person kontaktieren, die diese Inhalte gepostet hat, und sie darum bitten, den Post zu löschen. Wenn das nicht funktioniert, kann man sich direkt an die Plattformbetreiber wenden und dort Bescheid geben, dass ein Post Cybermobbing ausgelöst hat, und darum bitten, dass das Video entfernt wird.
Leona
Leona ist 16 Jahre alt und besucht die Carmen-Sylva-Realschule-Plus in Neuwied, Rheinland-Pfalz. Hier gehört sie zu den Medienscouts. Im Programm „Digitale Helden“ ist sie Ansprechpartnerin für verschiedene digitale Fragen geworden. Jugendliche in dem Programm lernen, füreinander einzustehen und das Internet kritisch und selbstbestimmt zu nutzen. Dieses Wissen können sie an ihre Mitschüler und Mitschülerinnen weitergeben.