Pro und Contra Sollte Cannabis legalisiert werden?
Die Bundesregierung plant, Cannabis zu legalisieren – ein umstrittenes Vorhaben. Der mitmischen-Autor Daniel sieht Vorteile, Nikolaus ist dagegen.
Daniel, 26: „Konsum und Handel würden sicherer“
Die Legalisierung von Cannabis in Deutschland ist ein kontroverses Thema, das seit Jahren diskutiert wird. Es gibt zahlreiche Argumente dafür und dagegen, aber alles in Allem bin ich für eine Entkriminalisierung und vollständige Legalisierung von Cannabis für Menschen ab 21 Jahren.
Entlastung der Ermittlungsbehörden
Ein Argument für die Legalisierung von Cannabis ist, dass dies zu einer Entlastung der Ermittlungsbehörden führen würde. Durch die Legalisierung würde weniger Bürokratie und weniger Arbeit für die Polizei und Justiz entstehen.
Aktuell kann es Jahre dauern, bis Rechtsstreite geklärt werden. Die Justiz in Deutschland ist chronisch überlastet. Wie sehr, das habe ich selbst erlebt: Im vergangenen Jahr konnte ich eine Reise nach Kasachstan – die Heimat meiner Eltern – aufgrund eines gestrichenen Fluges nicht antreten. Bis ich mir die Flugkosten und mir zustehende Entschädigung erfolgreich einklagen konnte, vergingen neun Monate.
Polizei könnte sich auf Wichtiges konzentrieren
Die Strafverfolgungsbehörden müssten sich im Falle einer Legalisierung nicht mehr um Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz im Zusammenhang mit Cannabis kümmern. Das würde zu einer Einsparung von Ressourcen führen. Die Polizei könnte sich auf wichtigere Aufgaben konzentrieren.
Sauberer und sicherer Handel
Ein weiteres Argument für die Legalisierung ist, dass Händler und Konsumenten nicht länger kriminalisiert würden und so sauberer und sicherer handeln und konsumieren könnten. Derzeit agieren viele Menschen in der Illegalität, was zu einem unkontrollierten – und oft unsicheren – Konsum führt. Durch die Legalisierung würde der Verkauf von Cannabis kontrolliert und reguliert werden, was wiederum die Sicherheit und Qualität des Produkts erhöhen würde. Darüber hinaus würde die Legalisierung dazu beitragen, die organisierte Kriminalität zu schwächen.
Kein Konsum ist ungefährlich
Es ist wichtig zu beachten, dass kein Konsum ungefährlich ist. Der Konsum von Cannabis kann zu gesundheitlichen Problemen führen, insbesondere bei übermäßigem Gebrauch.
Es ist daher notwendig, dass die Regierung auch Maßnahmen ergreift, um den Konsum von Cannabis zu überwachen und einzuschränken, wo es nötig ist. Dazu gehören beispielsweise Aufklärungs- und Präventionsprogramme sowie Maßnahmen zur Unterstützung von Menschen mit Drogenproblemen. Eine Legalisierung von Cannabis hätte auch zur Folge, dass offener und ehrlicher über den Konsum und mögliche Probleme mit dem Konsum gesprochen werden könnte, was insbesondere jungen Menschen zu Gute käme.
Steigende Steuereinnahmen
Ein weiteres wichtiges Argument für die Legalisierung von Cannabis ist, dass dies zu erheblichen Steuereinnahmen führen würde. Der Verkauf von Cannabis könnte durch Steuern und Abgaben Einnahmen für den Staat generieren, die für öffentliche Aufgaben wie Bildung, Gesundheit und Infrastruktur verwendet werden könnten.
Die Legalisierung von Cannabis könnte sogar neue Arbeitsplätze und Unternehmen schaffen und vielleicht sogar innovative Ausbildungsberufe und Studiengänge. Einen Bachelor in Agrarwirtschaft mit dem Schwerpunkt Hanf – das klingt doch originell.
Entstigmatisierung von Konsum
Abschließend möchte ich anmerken, dass die Legalisierung von Cannabis dazu beitragen würde, dass sich niemand mehr stigmatisiert fühlen müsste. Aktuell führt die Kriminalisierung von Cannabis zu einer Stigmatisierung und Diskriminierung von Menschen, die aus verschiedenen Gründen Cannabis konsumieren. Durch die Legalisierung würde sich das ändern und die Gesellschaft würde toleranter.
Insgesamt gibt es also viele gute Argumente für die Legalisierung von Cannabis in Deutschland. Trotzdem muss die Regierung dieses Vorhaben sorgfältig prüfen und die potenziellen Vor- und Nachteile abwägen, um die beste Entscheidung für die ganze Gesellschaft zu treffen.
Nikolaus, 20: „Legalisierung verharmlost Cannabis“
Die Bundesregierung macht ernst. Mit ihrem Eckpunktepapier haben die Regierungsparteien den ersten Schritt in Richtung Cannabis-Legalisierung gemacht. Für mich bleibt die Frage, ob diese Entscheidung richtig ist. Nach wie vor ist Cannabis eine nicht zu unterschätzende Droge, die, ähnlich wie Alkohol, schwere psychische und physische Auswirkungen haben kann.
Sorge um junge Gehirne
Während sich die dauerhaften Schäden durch Marihuana bei Erwachsenen in Grenzen halten, sorgen sich viele Experten vor allem um junge Leute. Die Auswirkungen der Droge auf Gehirne, die sich noch in der Entwicklung befinden, können massiv sein und zu Fehlbildungen des neuronalen Systems führen. Gedächtnisschwächen, Lernschwierigkeiten und ein erhöhtes Risiko für einige psychischen Krankheiten können die Folge sein.
Obwohl sich diese Effekte bei gesunden ausgewachsenen Gehirnen nicht ganz so stark bemerkbar machen, kann der Langzeitkonsum auch für Erwachsene schädlich sein.
Legalisierung: Das Beispiel Alkohol
Wäre Cannabis legal, würde die Risikowahrnehmung gegenüber der Droge sinken. Alkohol ist das Paradebeispiel für dieses Phänomen: Obwohl Alkohol als die insgesamt gefährlichste Droge der Welt gilt, wird sie – unter anderem, weil sie legal ist – in Deutschland völlig bedenkenlos konsumiert.
Viele Jugendliche trinken außerdem schon, bevor es für sie legal ist. Das zeigt, dass Jugendschutz bei Cannabis auch nur bedingt möglich wäre. Wer mit 15 Jahren Bier trinken möchte, schickt einfach einen älteren Freund oder sogar die Eltern vor, um Alkohol zu kaufen. Warum sollten Jugendliche das nicht auch bei Cannabis machen?
Eher Alkoholkonsum einschränken
Das Argument, eine Legalisierung sei angebracht, da auch Alkohol und Nikotin legal seien, wird in diesem Zusammenhang oft gebracht. Es bringt meiner Meinung nach jedoch auf den Punkt, wie wenig risikobewusst die Bevölkerung den legalen Drogen gegenübersteht. Denn Alkohol und Nikotin sind extrem gesundheitsschädigend. Sollte man also nicht stattdessen lieber überlegen, den Alkoholkonsum einzuschränken?
Gesundheitliche Folgen
Die absolute Zahl der Menschen, die künftig Gras rauchen werden, steigt infolge der Legalisierung wahrscheinlich an. Das wiederum führt zu deutlich mehr gesundheitlichen Problemen, sowohl psychischer als auch physischer Art. Denn obwohl Cannabis nicht im gleichen Maße körperlich abhängig macht wie Nikotin, ist das Einatmen des Rauches noch immer krebserregend. Einmal ganz abgesehen davon, dass die Droge sowieso meist in Kombination mit Tabak konsumiert wird. Dadurch steigen die Kosten für Krankenkassen und die Zahl der Patienten in deutschen Krankenhäusern.
Illegaler Handel wird nicht enden
Das Problem des illegalen Cannabis-Handels löst sich durch eine Legalisierung ebenfalls nur bedingt. Denn auch der kriminelle Teil unserer Gesellschaft wird von der Idee des freien Marktes beherrscht. Folglich böten die Dealer ihr Produkt einfach noch billiger an, womöglich in noch schlechterer Qualität. So bliebe der illegale Kauf auch weiterhin für viele Konsumenten attraktiv.
Der zusätzliche Nachteil: Die Polizei kann niemanden mehr wegen des bloßen Besitzes oder Anbaus von Hanf zur Rechenschaft ziehen und kann somit schlechter Dealer ausfindig machen. Vor allem Menschen mit geringeren finanziellen Mitteln laufen Gefahr, an gestreckte oder unsaubere Drogen zu kommen und eventuell schwere Schäden davon zu tragen.
Folgen schwer absehbar
Letztendlich kann wohl erst im Nachhinein genau festgestellt werden, welche Folgen eine Legalisierung mit sich bringen würde – so, wie es in den Niederlanden der Fall ist. Dort hat sich in den letzten Jahren immer deutlicher abgezeichnet, dass eine Entkriminalisierung von Cannabis nicht so viele positive Auswirkungen mit sich gebracht hat wie erhofft. Die Situation dort ist viel schwieriger zu regulieren als angenommen. Deshalb dürfen inzwischen zum Beispiel auch nur noch Bewohner der Niederlande in den Coffee Shops Cannabis kaufen.