IPS Afrikanische Staaten 2025 Von Unterschieden, Gemeinsamkeiten und Erkenntnissen
Naomi Webster-Grundl
16 junge Menschen aus verschiedenen afrikanischen Ländern hatten im Januar 2025 mit dem IPS-Programm die Gelegenheit, das deutsche Parlament und seine Arbeit von innen kennenzulernen. Was hat sie besonders überrascht oder beeindruckt und was werden sie zu Hause über Deutschland erzählen?

Die 16 Teilnehmenden des IPS Afrikanische Staaten 2025 gemeinsam mit den Organisatorinnen Nina Redmann und Karoline Heyde. © DBT/Inga Haar
„Für mich war das Erstaunlichste, wie locker es hier im Bundestag ist. Man kommt rein, jemand sagt nett Hallo, die Stimmung ist wirklich schön. Es ist sehr professionell, aber gleichzeitig ruhig und entspannt“, erzählt Isabella aus Südafrika. Sie ist eine von 16 Teilnehmerinnen und Teilnehmern des diesjährigen Internationalen Parlaments-Stipendiums für afrikanische Staaten. Einen Monat lang gingen sie und ihre Stipendiums-Kollegen im Bundestag ein und aus, besuchten Workshops und Vorträge zu unterschiedlichen Themen, durften Abgeordnete treffen und während der Sitzungswoche Praktika in Büros von Abgeordneten absolvieren.
Ezra aus Tansania erzählt: „Ein großer Unterschied zwischen Deutschland und Tansania ist die Bereitschaft der Abgeordneten, sich Ideen von jungen Leuten anzuhören. So ein IPS-Programm kann ich mir in Tansania nur schwer vorstellen. Ich habe mich wirklich sehr gefreut, dass die Abgeordneten und die Leute, die das IPS-Programm organisieren, großes Interesse an uns haben, uns viele Fragen gestellt haben und wissen wollten, wie es bei uns in den Parlamenten abläuft.“ Sylvia aus Namibia erklärt: „Ein großer Unterschied zu dem Parlament in meiner Heimat ist die Transparenz und dass hier alles öffentlich zugänglich ist.“

Von links nach rechts: Brian (Uganda), Ezra (Tansania), Nelson (Uganda), Sandra (Uganda), Victor (Kenia) und Rosemary (Uganda). © DBT/Inga Haar
Thematisch orientiert
Einige der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind auch erstaunt darüber, dass die Parteien sich in Deutschland über thematische Inhalte definieren. So meint Udochukwu aus Nigeria: „Ich finde es sehr interessant, dass hier jede Partei eine klare Ideologie hat. Bei uns in Nigeria ist es nicht so eindeutig, welche inhaltlichen Ideen eine Partei hat. Normalerweise sind politische Parteien dort nur eine Plattform, um Macht zu haben, aber hier ist es sehr wichtig, klare Ideen zu haben, sodass die Menschen sich aufgrund dieser Ideen dafür entscheiden können, eine bestimmte Partei zu wählen.“
Und Victor aus Kenia erzählt: „Für mich war es überraschend, dass die Abgeordneten untereinander sehr respektvoll sind, auch wenn sie eine unterschiedliche Meinung zu einem Thema haben, und dass die Parteien hier ideologisch basiert sind. Bei uns ist das ganz anders. Meistens sind die Parteien ethnisch basiert.“ Great aus Nigeria findet: „Ich mag das deutsche parlamentarische System sehr gerne im Vergleich zu unserem Präsidentschaftssystem, weil bei uns hat eigentlich eine Person die ganze Macht. Hier ist die Macht beim Parlament und man muss immer Kompromisse eingehen, um eine Lösung zu finden, weil es verschiedene gesellschaftliche Meinungen gibt.“
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Von links nach rechts: Great (Nigeria), Agnithur (Ghana), Abraham (Nigeria), Sadibou (Senegal) und Udochukwu (Nigeria). © DBT/Inga Haar
Neue Erfahrungen und Austausch
Überrascht waren manche der Stipendiatinnen und Stipendiaten von der Pünktlichkeit, auf die sehr viel Wert gelegt wird, wie wenig scharf das deutsche Essen ist und dass man dank des öffentlichen Nahverkehrs kein Auto oder Motorrad braucht, um sich in der Stadt zu bewegen. „Was ich auch besonders finde, ist, dass manche Politiker mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren“, erklärt Nelson aus Uganda.
Die Stipendiatinnen und Stipendiaten sind nicht nur mit der Erwartung nach Berlin gekommen, mehr über das deutsche Parlament und die deutsche Demokratie zu erfahren, sondern sich auch miteinander, mit Abgeordneten und anderen Experten zu Themenkomplexen wie Klimaschutz, Migration, Pressefreiheit, Korruption, Demokratie in den jeweiligen afrikanischen Ländern und interkulturelle Kommunikation auszutauschen. Sie sind froh, dass sie hier die Möglichkeit für den Austausch bekommen.

Von links nach rechts: Mia (Südafrika), Lize (Südafrika), Sylvia (Namibia), Isabella (Südafrika) und Jordan (Südafrika). © DBT/Inga Haar
„Bei Zusammenarbeit gibt es immer verschiedene Meinungen und Perspektiven, deswegen ist das sehr hilfreich“, findet Udochukwu aus Nigeria. Great, der ebenfalls aus Nigeria kommt, schließt sich an: „Es ist toll, sich mit anderen jungen und intelligenten Leuten über deren Ideen für die Zukunft Afrikas auszutauschen.“ Und Sylvia aus Namibia meint, dass die Verbindung, die sie zu den anderen Teilnehmenden knüpfen konnte, das Wertvollste sein wird, was sie aus dem Programm mit nach Hause nimmt.
Brian will versuchen, sich nach seiner Rückkehr nach Uganda mehr in der Politik einzubringen: „Normalerweise haben wir Ideen, die mit uns sterben. Aber hier in Deutschland können sich Bürger mit den Abgeordneten treffen und ihre Ideen mitteilen. Das werde ich auch in Uganda versuchen: Meine Ideen mit den Abgeordneten teilen.“