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Klimawandel Wie kann sich Deutschland schützen?

Liah Förster

Der Klimawandel ist da und richtet Schäden an. Wie kann Deutschland sich anpassen? Darüber diskutierten kürzlich die Abgeordneten.

Menschen und Protestschilder einer Klimademonstration

Nicht warten, bis es zu spät ist. Deutschland muss sich auf die Folgen des Klimawandels vorbereiten. © Shutterstock/Firn

Der Klimawandel ist in Deutschland angekommen und verändert bereits jetzt deutlich die Lebensbedingungen von Pflanzen, Tieren und Menschen. Ein gutes Beispiel ist der Rekordsommer 2019: laut Umweltbundesamt der heißeste Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

Im Zeitraum von 1881 bis 2019 erhöhte sich die mittlere Lufttemperatur in Deutschland um 1,6 Grad. Die Folgen: Hitzeperioden, Überschwemmungen oder etwa Starkregenereignisse, die zu vorzeitigen Todesfällen, zu Schäden in Land- und Forstwirtschaft, an Gebäuden und Infrastrukturen, in Industrie und Wirtschaft führen. Und auch zu dynamischen Veränderungen des Ökosystems wie etwa die Verdrängung von Tier- und Pflanzenarten.

Die Bundesregierung muss berichten

Wenn sich das Klima verändert, verändern sich auch die Bedingungen für die Landwirtschaft, den Städtebau oder die Trinkwasserversorgung. Es gibt öfter Ernteausfälle oder bestimmte Pflanzenarten können gar nicht mehr angebaut werden. Um die Temperaturen in Städten zu senken, müssen Gebäude und Stadtviertel anders geplant werden.

Um auf diese und weitere Veränderungen zu reagieren, hat die Bundesregierung 2008 die "Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel" (DAS) initiiert. Damit soll Deutschland fit gemacht werden für den Klimawandel. Wie das funktioniert, darüber unterrichtet die Bundesregierung regelmäßig den Deutschen Bundestag. Kürzlich debattierte das Parlament erstmals den "Zweiten Fortschrittsbericht der Bundesregierung zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel".

Deutschland 2060

Der aktuelle Bericht setzt mehrere Schwerpunkte: Zum einen geht es um eine Vision, die ein Deutschland bis 2060 skizziert, das sich komplett auf den Klimawandel eingestellt hat und damit widerstandsfähig ist. Zum anderen möchte die Regierung die vorgeschlagenen Maßnahmen in ihrer Wirksamkeit besser einschätzen können. Zudem will sie einen Überblick haben, wie viel Geld der Bund für Anpassungen an den Klimawandel ausgibt.

Der Bericht beschreibt außerdem, wie sich das Klima entwickelt und welche Folgen daraus womöglich entstehen können. Um damit gut umzugehen, werden 180 konkrete Maßnahmen entwickelt, mit denen man die Risiken für die Menschen, die Natur und die Wirtschaft verringern möchte.

Die Anpassungsstrategie bezieht sich dabei auf 15 verschiedene Handlungsfelder wie Landwirtschaft, Verkehr oder auch die menschliche Gesundheit. Gerade weil diese Bereiche so vielfältig sind, ist es bei den Maßnahmen wichtig, alle Bundesministerien und auch andere gesellschaftliche und staatliche Akteure einzubeziehen.

Für die Zukunft: Beirat Klimavorsorge

Die Bundesregierung attestiert sich in ihrem Bericht auch Erfolge: Mit der Anpassungsstrategie sei es bisher gelungen, sämtliche Maßnahmen zu bündeln und zu fokussieren – sowohl die Maßnahmen der Ressorts der Bundesregierung als auch die anderer staatlicher und gesellschaftlicher Akteure.

Künftig will die Regierung einen Beirat Klimavorsorge einrichten. In diesem Beirat sollen kommunale, wissenschaftliche und etwa ehrenamtliche Vertreter sitzen und prüfen, was Zivilgesellschaft und Wissenschaft in Sachen Klimavorsorge benötigen. Der Beirat soll die Bundesregierung beraten. Diese will zudem die Bund-Länder-Zusammenarbeit vertiefen.

SPD: "Aktionsplan für die Zukunft"

Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) betonte in ihrer Rede, dass der Bericht sowohl die Entwicklung der letzten fünf Jahre dokumentiere, aber vor allem auch ein "Aktionsplan für die Zukunft" sei. Die Klimaanpassung könne nur funktionieren, wenn sich alle Ministerien beteiligten, wenn "alle Ressorts Klimaschutzministerien sind" und ihren Beitrag leisteten.

Schulze betonte außerdem, wie wichtig die soziale Gerechtigkeit bei diesem Thema sei. Oftmals seien es "die schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft", wie alte oder kranke Menschen, die besonders stark von den Folgen des Klimawandels betroffen seien.

AfD: Natürlicher statt menschengemachter Klimawandel

Der AfD-Abgeordnete Rainer Kraft kritisierte am Bericht, dass in diesem der Klimawandel als menschengemacht dargestellt werde. Doch solche Veränderungen habe es „schon immer gegeben“. "Und die Kräfte, die hier am Werk sind innerhalb von klimatischen Veränderungen oder von Gezeiten und anderen Dingen, sind so groß, die sind überhaupt nicht beherrschbar", sagte er.

Einen Zusammenhang zwischen dem Anstieg des Meeresspiegels und der CO2-Konzentration in der Atmosphäre gebe es nicht. "Beenden Sie also das Verschwenden von Steuergeldern für CO2-Reduktionsmaßnahmen!", forderte der AfD-Abgeordnete. Dieses Geld solle besser in "Anpassungsmaßnahmen an den natürlichen Klimawandel" gesteckt werden.

CDU/CSU: "Globale Zusammenhänge" erkennen

Astrid Damerow von der CDU/CSU-Fraktion befürwortete die Vorhaben der Regierung. Neben den Maßnahmen, um klimaschädliche Faktoren zu reduzieren, seien Anpassungsmaßnahmen unweigerlich notwendig. Denn es handle sich hierbei um "zwei Seiten derselben Medaille". Sie lobte vor allem die verbesserte Kommunikation zwischen Bund, Ländern und Kommunen. Aber auch die weltweite Kommunikation zu den Klimafolgen solle gestärkt werden, um die "globalen Zusammenhängen" erkennen zu können.

FDP: Gut und notwendig, aber nicht genug

Der FDP-Abgeordnete Lukas Köhler bezeichnete die Anpassungsstrategie als notwendig. Er kritisierte, dass diese zu sehr auf die Folgen des Klimawandels eingehe. Die Strategie müsse eher zu einer "proaktiven Strategie" entwickelt werden, um Klimaschäden vorzubeugen. Hier könne man mit Ideenwettbewerben und der entsprechenden Förderung schon viel bewegen. Er verwies dazu auf den Antrag "Anpassung an den Klimawandel", in dem seine Fraktion konkrete Maßnahmen formuliert.

Linke: "Soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz verbinden"

Lorenz Gösta Beutin von der Linksfraktion sieht ebenfalls die Notwendigkeit solcher Maßnahmen, denn die Folgen des Klimawandels hätten längst auch Deutschland erreicht. Hierbei sei es jedoch wichtig zu schauen, wie man "soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz miteinander verbinden" könne. Dafür sei es entscheidend, dass zunehmend Bürgerinnen und Bürger an den Veränderungen beteiligt werden. Außerdem forderte er, dass man international Regierungsmitglieder oder Unternehmen zur Rechenschaft ziehen sollte, die bewusst den Klimawandel ignorierten.

Grüne: Dringend umsteuern

Auch Lisa Badum von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen sprach sich dafür aus, dass beim Thema Klimaanpassung noch mehr gemacht werden müsse. Die Maßnahmen in Landwirtschaft, Tourismus, Verkehr und Forstwirtschaft gingen nicht weit genug. Sie kritisierte außerdem, dass es sich hierbei um Probleme handele, die wir "ohne Sie (die Regierung, Anm. d. Red) gar nicht hätten". Aus diesem Grund sei jetzt ein dringendes Umsteuern notwendig.

Im Anschluss an diese Erste Lesung im Bundestag wurden der Bericht sowie der Antrag der FDP zur weiteren Beratung in den Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit überwiesen.

Hier seht ihr die ganze Debatte im Video.

Portraitbild von mitmischen-Autorin Liah Förster
Mitmischen-Autorin

Liah Förster

…studiert Politikwissenschaft und Soziologie und dreht parallel dazu Politik-Erklärvideos für ihren Youtubekanal „Milchschaum Politik“. Sie ist oft mit dem Fahrrad unterwegs und 12-fache Pflanzenmama und es werden immer mehr.

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